Journal Allianz für Integrität

Inhalt Vorwort ....................................................................................... Businesses Take Action ................................................................ Fakten und Zahlen ....................................................................... 05 06 10 Erfolgsgeschichten .................................................................... 12 Argentinien – Carolina Irigoyn, ICOM Salud de Sedesa S.A. ......... Brasilien – Mirian Cidral, Global Estratégias Financeiras ............. Ghana – Anita Compah-Keyeke, HH Nominees Ltd. ..................... Indonesien – Diah Ivoniarty, Birama Cipta and Voy Collection .... 12 14 17 19 Berichte der Partner ................................................................... 23 Gender – Erika Diaz Ulloa, Leiterin LIPC, Covestro Mexiko ..................................................... Digitalisierung – Beatriz Elena Londoño Patiño, Staatssekretärin für Transparenz der Republik Kolumbien .......... Covid-19 – Dr. Rajesh Chitre, Leitender Compliance-Beauftragter, Merck Indien ........................ 23 26 28 Partner im Interview ................................................................. 30 Jorge Bermúdez Soto (Chile) Oberster Rechnungsprüfer der Republik Chile Thema: Öffentlich-privater Dialog .............................................. Mariam Estigarribia (Paraguay) Central S.A. de Seguros Thema: Peer-to-Peer-Learning ................................................... Shabnam Siddiqui (Indien) UN Global Compact Netzwerk Indien Thema: Collective Action ............................................................. Solomon Tettey-Akpeng (Ghana) UN Global Compact Ghana Thema: Aufbau von Compliance-Kapazitäten und -Trainings ...... Publikationen ............................................................................. Team und Kontakte ..................................................................... Impressum .................................................................................. 30 34 38 42 44 46 48 3 3

Norbert Barthle Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Liebe Leserinnen und Leser, jedes Jahr gehen den Schwellen- und Entwicklungsländern wegen Korruption, Bestechung und Steuerhinterziehung geschätzte 1,26 Billionen US-Dollar verloren. Das ist mehr als das Achtfache der weltweiten Entwicklungsbudgets von 150 Milliarden US-Dollar! Korruption verteuert Dienstleistungen und Waren und blockiert Investitionen. Sie befeuert gesellschaftliche Spaltung und Ungleichheit, untergräbt das Vertrauen in Institutionen und verzerrt den freien Wettbewerb. Korruption blockiert so die nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie nützt nur Einzelnen und schadet allen anderen! Vor gut sechs Jahren haben wir daher zusammen mit dem Deutschen Netzwerk des Global Compact der Vereinten Nationen und dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) die Allianz für Integrität ins Leben gerufen. Unser Ziel ist es, Korruption zu bekämpfen und Integrität und Rechtsstaatlichkeit zu fördern. Zum Beispiel durch das Entwickeln von Konzepten zur Korruptionsprävention, gemeinsam mit allen Interessengruppen, durch praxisorientierte Trainings pro gramme, oder durch individuelle Beratung zur Einführung von Compliance- Systemen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen in Ent wicklungs- und Schwellenländern mit weniger Ressourcen. In der Allianz für Integrität engagieren sich heute mehr als 260 Trainer innen und Trainer, sowie Hunderte von Organisationen aus allen Gesellschaftsbereichen in 14 Partnerländern. Eine Erfolgs geschichte, für die ich mich bei allen Mitgliedern herzlich bedanke – denn ohne den Einsatz des Privatsektors sind die Ziele der Agenda 2030 für Nach haltige Entwicklung nicht zu erreichen. 5 Heute, in Zeiten der Pandemie, ist die Arbeit der Allianz für Integrität wichtiger denn je. Geschäftsmodelle, Betriebs abläufe und Verfahren mussten neu erfunden werden. In kürzester Zeit wurden teils riesige Gelder mobilisiert, um Masken und Arznei zu kaufen und die Folgen der Pandemie abzufedern. Das hat das Korruptionsrisiko massiv erhöht – viele von Ihnen kennen konkrete Fälle, auch ich. Um Korruption zu verhindern, müssen wir gemeinsam entschlossen handeln. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft: alle müssen der Korruption den Kampf ansagen! Darum lade ich Sie alle ein, sich aktiv einzubringen, auszutauschen und zu vernetzen! Lassen Sie uns gemeinsam eine faire, korruptionsfreie Zukunft gestalten, von der alle proﬁtieren. Norbert Barthle Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Auszug aus dem Video-Statement anlässlich der Eröﬀnung der vierten Globalen Konferenz der Allianz für Integrität.)

Allianz für Integrität Businesses Take Action Korruption ist ein wesentliches Hemmnis für nachhaltige Entwicklung. Korruptionsprävention trägt dazu bei, Ungleichheiten zu reduzieren, Rechtsstaatlichkeit zu stärken, Investi tio nen zu ermöglichen und ein gutes Geschäfts umfeld zu schaﬀen. Um Korruption erfolgreich zu verhindern, ist die Einbeziehung aller relevanten Akteure aus der Privat- wirtschaft, dem öﬀent lichen Sektor sowie der Zivilgesellschaft notwendig. Durch kollektives Handeln kann Korruption sowohl auf regionaler als auch auf internatio naler Ebene nachhaltig eingedämmt werden. Die Privatwirtschaft spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen Korruption: Zum einen erfordern strengere Gesetze wirksame Maßnahmen seitens der Unternehmen – sowohl intern als auch extern; zum anderen stellt Compliance einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar, denn ohne Korruption können Geschäfte kostengünstiger getätigt werden und sind berechenbarer. Ziel der Allianz für Integrität ist es deshalb, bei Unternehmen, ihren Geschäftspartnern und anderen relevanten Akteuren im Wirtschaftssystem Compliance-Kapazitäten zu stärken und Präventionsmaßnahmen zu fördern. Die Arbeit der Allianz für Integrität basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, um Korruptionsprävention im Wirtschaftssystem zu unterstützen und orientiert sich u. a. an den Empfehlungen der OECD und des Global Compact der Vereinten Nationen (UN). Die Strategie geht über einen reinen Compliance-Ansatz hinaus und begreift Integrität als grundlegendes Element einer Unter nehmens kultur, die für eine nachhaltige Entwicklung einsteht. Die Allianz für 6 Regionen Die Allianz für Integrität ist eine globale Initiative, die in den folgenden Ländern aktiv ist: Länder mit regionalen Büros Länder mit Netzwerken

Integrität trägt demnach zur Erreichung der Ziele für nach- haltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen (UN) im Allgemeinen und zur maßgeblichen Reduzierung von Korruption und Bestechung in all ihren Formen, wie in SDG 16.5 dargelegt, bei. Im Rahmen dessen bietet die Allianz für Integrität nicht nur Unterstüt- zungsangebote für den Aufbau von Compliance-Kapazitäten auf Unternehmensseite, sondern adressiert auch das Geschäfts- umfeld: Die Förderung von Anreizen und Richtlinien durch alle Stakeholder für faire Wettbewerbsbedingungen. Die Vision 2025 spiegelt die Alleinstellungsmerkmale und Werte der Initiative wider und berücksichtigt die nationalen und internationalen Debatten für ihre weitere Entwicklung. „Bis 2025 ist die Allianz für Integrität der globale Impuls geber für unternehmerische Integrität durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteursgruppen.“ Mit dieser Vision vor Augen hat die Initiative eine Vielzahl von Angeboten zu den Themen Anti-Korruption und Compliance entwickelt, darunter TheIntegrityApp, ein digitales Werkzeug zur Selbstbewertung von Compliance- Programmen, sowie Korrup tionspräventionstrainings für KMU, Peer-to-Peer- Learning, interregionale Aus tausch formate und öffentlich-private Dialoge. Dabei werden in einem Land erfolgreich erprobte Lösungsansätze in anderen Regionen repliziert und in den globalen Politik diskurs eingespeist. 7

Allianz für Integrität Wirkungslogik DIE ALLIANZ FÜR INTEGRITÄT BESTEHT AUS: Lokale und nationale Regierungsvertreter:innen aus der ganzen Welt sowie Vertreter:innen des BMZ und der GIZ. Sowohl multinationale Unternehmen als auch Unternehmens- verbände und KMU (kleine und mittlere Unternehmen) sind vertreten ÖFFENTLICHEN INSTITUTIONEN PRIVATWIRTSCHAFT IMPACT BEABSICHTIGTE, NACHHALTIGE ENTWICKLUNG ODER SYSTEMÄNDERUNG LANGFRISTIGER OUTCOME IN FORM EINER NACHHALTIGEN VERÄNDERUNG DES UMFELDS Ein smarter Mix an Instrumenten, die dazu beitragen, Integrität im Wirtschaftssystem zu fördern, ist umgesetzt MITTELFRISTIGER OUTCOME MITTELFRISTIGE ERGEBNISSE, WIE BEISPIELSWEISE ÄNDERUNGEN IM VERHALTEN ODER HANDELN Institutionalisiertes und nachhaltiges Handeln der relevanten Stakeholder UNMITTELBARER OUTCOME KURZFRISTIGE ERGEBNISSE, WIE BEISPIELSWEISE GESTEIGERTES BEWUSSTSEIN, WISSEN, FÄHIGKEITEN ODER ZUGÄNGE KMU wissen, wie sie unternehmerische Integrität und Compliance fördern können AKTIVITÄTEN & OUTPUTS GETROFFENE MAßNAHMEN ODER DURCHGEFÜHRTE AKTIVITÄTEN Aufbau von Compliance- Kapazitäten bei KMU, Unternehmer:innen, staatlichen Unternehmen und anderen spezifischen Zielgruppen Sammeln und Teilen bewährter Praktiken INPUTS VON DER MAP BEREITGESTELLTE RESSOURCEN Von Arbeitsgruppen in Phase 1 und 2 erstellte Instrumente 8 EINFLUSS- BEREICH KONTROLL- BEREICH WIRKUNGSEBENEN Diese Symbole zeigen an, auf welcher Wirkungsebene der Wandel eintritt INDIVIDUAL- EBENE ORGANISATIONS- EBENE PARTNEREBENE SECTOREBENE GESELLSCHAFTS- EBENE

Vertreten durch das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechens- bekämpfung (UNODC) sowie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Zivilgesellschaftliche Organisationen, wie das Deutsche Global Compact Netzwerk und Transparency International Deutschland INTERNATIONALE ORGANISATIONEN ZIVILGESELLSCHAFT Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle in einem gerechten und transparenten Wirtschaftssystem Anreize für Unternehmen zur Förderung von Integrität Strategien in Unternehmen und Ländern, die Integrität fördern und Anreize schaffen Bewährte Praktiken sind in internationalen Prozessen verankert (OECD, UNCAC und B20) INTERESSENSBEREICH EINFLUSSBEREICH 9 Schaffung von Anreizen und Kapazitäten für unternehmerische Integrität und Compliance entlang globaler Lieferketten Dialogplattformen sind etabliert und werden aktiv genutzt Stärkeres Bewusstsein für die Vorteile von Zusammenarbeit Gestärktes Vertrauen unter Stakeholdern Förderung des Austauschs zwischen Gleichgesinnten, um gemeinsame Lösungen zu erarbeiten und Erfolge zu teilen Verfassen von Publikationen, Durchführung von Veranstal- tungen und Trainings Durchführung eines Mentoren- programms für Unternehmen Vertrauensbildende Methodologien und Publikationen zum Thema Integrität Unterstützung von lokalen Regierungen TheIntegrityApp zum Aufbau von Compliance- Kapazitäten

Erfolgsgeschichte Argentinien: Hohe Integritätsstandards sichern Arbeitsplätze von Carolina Irigoin, Teilhaberin, Vizepräsidentin, Finanzvorstand und Compliance-Beauftragte der ICOM Salud de Sedesa S.A. ICOM Salud de SEDESA S.A. Gesundheitsprodukte und Dienst leistungen, einschließlich orthopädische und chirurgische Instrumente • Agiert über Online-Kanäle und landesweites Vertriebsnetz • Gegründet 1974 • Circa 60 Mitarbeitende • Seit 2007 leitet Carolina verschiedene Bereiche des familiengeführten Unternehmens ICOM. Nach ihrem Studienabschluss mit Auszeichnung als Wirtschaftsprüferin an der Universität Buenos Aires im Jahr 2000, begann sie ihre beruﬂiche Laufbahn bei Ernst & Young im Bereich Wirtschaftsprüfung und arbeitete anschließend fast fünf Jahre als Steuerspezialistin bei Siderca SAIC. 12 Ein Audit führt zu neuen Ansätzen Als Johnson & Johnson, deren Aufträge rund 70 % unseres Umsatzes ausmachen, ein Audit seiner zwei wichtigsten argentinischen Lieferanten ankündigte, wurde mir die Not- wendigkeit eines umfassenden Compliance-Programms erneut vor Augen geführt. Als familiengeführtes Unternehmen war es uns wichtig zu zeigen, dass wir Compliance-Maßnahmen eﬀektiv umsetzen. Denn nur mit hohen Integritätsstandards kann unser Unternehmen seinen Betrieb weiterführen und die Arbeitsplätze unserer Mitarbeitenden langfristig sichern. Integrität fördern Vor der Zusammenarbeit mit der Allianz für Integrität verfügte ICOM zwar über einige Prozesse für das Management von Compliance-Risiken, jedoch waren diese nicht so weit entwickelt wie sie es heute sind. So hatten wir beispielsweise noch keine umfassende Risikoanalyse für besonders korruptionsanfällige Unternehmensbereiche Die Integritätsreise ist ein Mentoring-Programm, das speziell für die Schulung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Korruptionsprävention entwickelt wurde. Das Programm umfasst zehn Etappen, darunter eine Auftaktveranstaltung, Online-Seminare und ein DEPE-Korruptionspräventionstraining. Nach erfolgreichem Abschluss des Programms können die Teilnehmenden ein effektives Compliance-Management- System einrichten, implementieren und kontinuierlich über- wachen. Erfahrene Compliance-Expert*innen unterstützen die teil nehmenden KMU auf ihrer Integritätsreise. durch geführt. Das Management stützte sich bei seinen Entscheidungen primär auf Marktkenntnisse und Erfahrungen, ohne ein klar deﬁniertes Compliance-Management-System zugrunde zu legen. Zwar wusste ich, dass ICOM sämtliche Vorschriften einhielt, jedoch konnten wir dies nur schwer nach außen kommunizieren. Wir wollten unseren Partnern zeigen, dass wir unseren Worten auch Taten folgen lassen, indem wir anerkannte und erprobte Compliance- Maßnahmen fest in unsere Unternehmensprozesse verankern. Viele Stakeholder empfahlen mir Kontakt mit der Allianz für Integrität aufzunehmen, um unsere Bemühungen um mehr Transparenz auszubauen. Nach der Teilnahme am eintägigen Trainingsprogramm „Von Unternehmen für Unternehmen – DEPE“ wollte ich noch tiefer in die Materie eintauchen und konkrete Standards entwickeln, weshalb ich mich im Anschluss auch für die Integritätsreise angemeldet habe. Die Allianz für Integrität und ihr Implementierungspartner im Land, die AHK Argentinien, waren großartige Verbündete. Sie eröﬀneten uns vielseitige Perspektiven und brachten uns in Kontakt mit einem tollen Netzwerk an Unterstützern. Der Austausch mit Gleich gesinnten, die mit denselben Schwierigkeiten konfrontiert sind wie wir, gab uns ein Gemeinschaftsgefühl und die Motivation weiterzumachen. Offen und flexibel das Thema angehen Ein wichtiger Bestandteil der Integritätsreise war die Vermittlung von grundlegendem Wissen und den wichtigsten Werkzeugen,

um ein effektives Compliance-Management-System im Unter- nehmen umzusetzen. Gleichzeitig war das Trainings pro gramm flexibel und ermöglichte uns, bestimmte Themenbereiche gezielter zu erörtern, weiterführende Inhalte zu erlernen und unsere internen Dokumente und Richtlinien zu überarbeiten. Programms, insbesondere in KMU, in denen die Unternehmens- führung eng mit dem Betrieb verbunden ist. Es ist der Anfang einer – im wahrsten Sinne des Wortes – Integritätsreise, die mit ständigen Überarbeitungen und Prozessaktualisierungen fortgesetzt und perfektioniert werden muss. Professionalisierung des Familienunternehmens Auf Grundlage der Integritätsreise konnte ich das Compliance- Programm von ICOM nachhaltig verbessern. Wir führten zwei Mitarbeiterschulungen durch, entwickelten und imple- mentierten eine Ausschreibungsrichtlinie und richteten ein Meldeverfahren ein. Des Weiteren vermittelte der regelmäßige Austausch mit der AHK Argentinien ein breiteres Verständnis von Compliance. Die erste Risikoanalyse zeigte auf, welche Bereiche besonders gefährdet waren, und regte einen bereichs- übergreifenden Dialog an. Dabei stellte die Einbringung ver- schiedener Perspektiven sicher, dass alle Risiken berücksichtigt wurden. Durch die Verbesserung des Compliance-Programms wurde unser Unternehmen professionalisiert und wider- standsfähiger. Unsere Mitarbeitenden haben nun das Gefühl, eine langfristige Perspektive seitens des Managements auf gezeigt zu bekommen. Unser Wunsch ist es, unsere Angestellten zu integrem Handeln zu inspirieren und so ein Unternehmen aufzubauen, das wir guten Gewissens an künftige Generationen weitergeben können. Compliance-Standards kostengünstig umsetzen Da es vor allem an Zeit und Ressourcen mangelte, bestand die größte Herausforderung darin, die erlernten Prozesse auch in den Unternehmensalltag zu integrieren. Compliance- Programme haben oftmals den Ruf, teuer zu sein. Doch dies muss nicht sein. Es ist wichtig, KMU zu vermitteln, dass Compliance-Maßnahmen erschwinglich und zugänglich sind, wenn diese mit der richtigen Orientierung und Zielsetzung umgesetzt werden. Die zweitgrößte Herausforderung sind Kohärenz und Kontinuität: Die Maßnahmen dürfen nicht nur ein bloßes Dokument sein, das für Audits in der Schub- lade bereitliegt. Der Ton, den die Geschäftsleitung vorgibt, ist der Schlüssel für die Umsetzung eines effektiven Compliance- Integres Arbeiten zahlt sich aus Unsere Bemühungen um mehr Compliance und Integrität haben die Beziehung zu unseren Stakeholdern nachhaltig gestärkt. Indem wir als positives Beispiel voran gegangen sind, haben wir eine Integritätskultur innerhalb unserer Lieferkette geschaffen und werden selbst als besserer Lieferant wahrgenommen. Wir können heute Gespräche mit Unternehmen aus einem anderen Blickwinkel als unsere Konkurrenten führen. Dadurch sind wir in der Lage weiter zu wachsen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dank der neuen Systeme, die Transparenz und Klarheit in allen Prozessen gewährleisten, steht unser Unter- nehmen auf festem Boden. Darüber hinaus haben wir unsere Lieferkette diversifiziert: Wir wählen Lieferanten mit besseren Compliance-Programmen aus und unterstützen unsere Partner bei der Weiterentwicklung ihrer Integritätsmaßnahmen. Werte klar kommunizieren Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Unterstützung durch größere Konzerne und Unternehmen, die Erfahrung in der Umsetzung von Compliance-Programmen mitbringen, ist besonders wichtig, da sie ihr Fachwissen, Kenntnisse und Erfah- rungen weitergeben und dazu beitragen, das Thema auf die Agenda der KMU zu setzen. Die Unternehmensführung muss Mitarbeitenden die Gründe und Werte, die hinter Compliance stehen, klar kommunizieren: Was für ein Unternehmen möchten wir sein, welches Erbe wollen wir hinterlassen und welche Art von Vorbild streben wir an? Dies braucht Zeit und kann nur langfristig umgesetzt werden, wenn Integrität im Unternehmen täglich vorgelebt wird. 2020 war ein Jahr des Wachstums und insgesamt zufriedenstellend, sowohl für ICOM als auch für mich persönlich. Die Entwicklung des Integritäts- programms hat sehr viel dazu beigetragen, und ich bin sehr dankbar für die Reise, die wir angetreten haben. 13

Erfolgsgeschichte Brasilien – Bedingungsloser Einsatz für Compliance, Integrität und Ethik von Mirian Cidral Finanzmanagerin, Controllerin und Supply Managerin Global Estratégias Financeiras (Global) Finanzdienstleistungen • Call-Center-Einrichtung • Schuldenbegleichung • +400 Mitarbeitende in sieben größeren Abteilungen Mirian Cidral leitet ein sechzehnköpﬁges Team in der Finanz- und Controlling-Abteilung und ist Mitglied des Ethikausschusses des Unternehmens. 14 Richtungsweisend mit einem neuen Compliance-Programm Der Finanzsektor hat in unserem Land einen tendenziell eher schlechten Ruf, da sich viele Unternehmen korrupt verhalten und geltende Regeln versuchen zu umgehen. Da wir im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit mit vielen vertraulichen Finanzdaten arbeiten, war uns jedoch bewusst, wie wichtig transparente Geschäftspraktiken gegenüber unseren Kunden und anderen Stakeholdern sind. Wir möchten uns deshalb als ein Unternehmen positionieren, das ein eigenes Compliance- Programm und eigene Integritätsrichtlinien transparent und integer umsetzt. Erster Kontakt mit der Allianz für Integrität Auf der Suche nach Möglichkeiten, unser Compliance- Programm zu verbessern, stießen wir auf TheIntegrityApp. Mit Hilfe der App konnten wir unser Compliance-Programm evaluieren und mit internationalen Standards vergleichen. Besonders begeistert hat uns die Möglichkeit, Zugriff auf Lern- materialien zu erhalten, die auf unsere individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Mit deren Hilfe konnten wir an den identifizierten Schwachstellen arbeiten und unser Compliance- Programm kontinuierlich verbessern. Dies war der erste Kontakt zwischen Global und der Allianz für Integrität. Darauf aufbauend entwickelten wir firmen eigene Ethik- und Integritätsstandards und machten diese intern publik. Um noch einen Schritt weiterzugehen, nahmen wir anschließend an der Integritätsreise teil. Erfahrene Trainer*innen zeigten uns die weitreichenden Konsequenzen korrupten Handelns auf und teilten sektorübergreifende Lösungsansätze, mit denen wir Korruption erfolgreich vorbeugen können. Compliance-Grundsätze erlernen Während der Integritätsreise wurden uns die Grundpfeiler eines effektiven Compliance-Programms erläutert. Die Basis bildet die Erstellung eines Ethikkodex, der intern akzeptiert und im gesamten Unternehmen Anwendung finden sollte. Es ist deshalb notwendig, ein lebendiges und möglichst voll- stän diges Dokument zu verfassen, das alle wichtigen Aspekte abdeckt. Voraussetzung dafür war, die wichtigsten Konzepte zu er lernen, um so die Grundlagen unseres Compliance- Programms festzulegen. Ein Spiel für die Implementierung des neuen Compliance-Systems Das Top-Management zeigte ein sehr starkes Interesse an unseren Bemühungen. Gemeinsam erarbeiteten wir einen Ethikkodex, der Szenarien aus unserem Arbeitsalltag aufgreift. In erster Linie war uns wichtig, unsere Kolleg*innen für das Thema zu begeis- tern. Wir beauftragten deshalb ein Beratungsunternehmen mit der Entwicklung eines szenarienbasierten Compliance-Spiels, in dem unsere Kolleg*innen mit verschiede nen ethischen Konflikten konfrontiert werden. Insgesamt umfasst das Spiel zwölf ver- schiedene Szenarien. Was uns in unserem Compliance-Prozess am meisten geholfen hat, waren die praktischen Fallbeispiele und Übungen während der Integritätsreise. Besonders das

DEPE-Korruptionspräventionstraining bezog sich auf Aspekte, die für unser Unternehmen relevant sind. Einführung des Ethikkodex inmitten einer Pandemie Die Einführung des Ethikkodex während der Pandemie stellte eine große Herausforderung dar, wobei Kommunikation der komplizierteste Teil war. Es war schwer, das Thema ansprechend zu gestalten, das Interesse und Engagement der Mitarbeitenden zu wecken und eine breite Zuhörerschaft innerhalb des Unternehmens zu erreichen. Unsere Teilnahme an der Integritätsreise kennzeichnete einen Wendepunkt in dieser Hinsicht. Mitarbeitende begannen, stolz auf unsere Integritäts- standards und unseren Ruf zu sein. Heute stehen Integrität und Ethik im Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit, in unseren Besprechungen und in unserer strategischen Planung. Die positive Resonanz ermutigt uns, weiter an unserem Compliance-Programm zu arbeiten. Bekanntmachung der neuen Compliance- Richtlinien – intern und extern Eine wesentliche Aufgabe ist die Vermittlung der neuen Compliance-Standards nicht nur intern, sondern auch gegenüber unseren Lieferanten und externen Partnern. Wir sind aktuell noch im Prozess, ihr Feedback auszuwerten und zu messen, wie sich Compliance und höhere Integritätsstandards auf unsere Geschäftsbeziehungen auswirken. Wir sind jedoch zuversichtlich, unsere Partner positiv beeinflussen zu können, um ein ethischeres Geschäftsumfeld in unserer Region zu schaffen und dies in ein kulturelles Merkmal umzuwandeln. Compliance und Integrität: Zünglein an der Waage bei Geschäftsabschlüssen Auch unsere Kolleg*innen in der kaufmännischen Abteilung haben nach der Stärkung unseres Compliance-Programms tiefgreifende Änderungen feststellen können. Im direkten Kundenkontakt zeigte sich, wie sehr diese den Unterschied zu schätzen wissen und welch entscheidender Faktor Compliance mit Blick auf zukünftige Vertragsabschlüsse darstellen wird. Die Stärkung unseres Integritätsprogramms hat den Ruf des Unternehmens deutlich verbessert. Heute fühlen wir uns weitaus sicherer, wenn es um den Schutz unserer Kunden daten geht. Da wir mit vertraulichen Informationen arbeiten, haben wir uns darauf konzentriert, die Entwicklung unserer internen Compliance-Richtlinien (z. B. Regularien in Übereinstimmung mit dem zukünftigen brasilianischen Datenschutzgesetz (LGDP) und Compliance-Maßnahmen) unseren Kunden und Mitar- beitenden zu vermitteln. So können wir zeigen, dass wir alle Vorgänge sicher und transparent abwickeln. Gleichzeitig hilft es uns, unser Geschäftsaktivitäten auszu bauen, insbesondere mit großen Unternehmen und multinationalen Konzernen. Integrität und Compliance entschlossen angehen Eine der wichtigsten Lehren, die wir während der Arbeit an unserem Compliance-Programm gezogen haben, ist, dass es sich um eine langfristige Aufgabe handelt. Unternehmen müssen sich zu 100 % Compliance, Integrität und Ethik verschreiben und diese Werte fortlaufend stärken. Ich bin stolz auf unseren kollaborativen Ansatz bei der Entwicklung unseres Ethikkodex und auf die Umsetzung innovativer Ansätze, wie beispielsweise das Compliance-Spiel. Sie waren ein wesent licher Teil unserer Erfolgsgeschichte. Die Teilnahme an der Integritätsreise hat uns Klarheit verschafft und geholfen, Compliance effektiv umzusetzen. Mein Rat an andere Unter- nehmen ist, nicht nach einer Einheitslösung zu suchen. Jeder Betrieb hat eigene Anforderungen und sollte unter Berücksichtigung der finan ziellen Ressourcen, der Zeit und des vorhandenen Know-hows selbst bestimmen, wie sein Compliance-Programm aufgebaut sein sollte. Auf diese Weise wird das Unter nehmen in der Lage sein, Compliance- Maßnahmen langfristig umzusetzen. 15

Erfolgsgeschichte Ghana – Mitarbeitende für eine integre Unternehmenskultur begeistern von Anita Compah-Keyeke Geschäftsführerin HH Nominees Ltd. Sekretariats- und Verwaltungsdienste für Unternehmen • Arbeitet mit Start-ups und etablierten Unternehmen • Seit 2014 in Betrieb • Fünf Teilzeit-Mitarbeitende 17 Korruption mit Integrität bekämpfen Die Bekämpfung von Korruption ist ein wichtiges Thema für mich, da ich in meinem Arbeitsalltag immer wieder mit Dilemmasituationen konfrontiert werde. Eine Anzeige in der Zeitung Daily Graphic über das Korruptionspräventions- training der Allianz für Integrität gab den Anstoß, an einem unternehmensweiten Compliance-Programm zu arbeiten, das Mitarbeitenden und Kunden eine Orientierung für die Handhabung und Meldung von Compliance-Verstößen gibt. Vor der Zusammenarbeit mit der Allianz für Integrität lag der Umgang mit Compliance-Fragen im Ermessen der einzelnen Mitarbeitenden, was zu Spannungen zwischen ihnen und unseren Kunden führte. Die Mitarbeitenden waren in vielen Situationen unsicher und wussten nicht, wo sie die Grenze zwischen einem Geschenk, einer Bestechung und einem Zeichen der Wertschätzung ziehen sollten. Compliance-Schulungen helfen, klare Richtlinien zu definieren 2018 nahm ich am Korruptionspräventionstraining der Allianz für Integrität teil. In der eintägigen Schulung wurde uns unter anderem gezeigt, wie man professionell und integer mit Regierungsbehörden zusammenarbeitet. Wir entwarfen ein strukturiertes Dokument mit klaren Regeln für Dilemma- situationen, was vor dem Training noch eine große Heraus- forderung für uns darstellte. So konnten wir den Rahmen für eine Anti-Korruptions politik in unserem Unternehmen schaffen, die gleichzeitig unsere Attraktivität für potenzielle Kunden und Geschäftspartner steigerte. Hindernisse auf dem Weg zur mehr Integrität Die größte Hürde bei der Entwicklung der Anti-Korruptions- politik war der anfängliche Widerstand unserer Mitarbeitenden, die den gesamten Prozess als neu und fremd empfanden. Sie waren an bestimmte Arbeitsweisen gewöhnt und standen dem neuen System kritisch gegenüber, weil sie glaubten, dadurch Gelegenheiten zu verpassen, etwas dazuzuverdienen. Es gestaltete sich als schwierig, den Status quo zu durchbrechen und neue Compliance-Richtlinien umzusetzen. Unsere Mitarbeitenden, Kunden und andere Stakeholder, sie alle verstanden nicht, was wir bezwecken wollten. Es bedurfte viel Sensibilisierungsarbeit und Aufklärung darüber, wofür wir als Unternehmen stehen möchten. Ein neues Regelwerk zur Korruptionsbekämpfung Mit Hilfe des Korruptionspräventionstrainings „Von Unter- nehmen für Unternehmen“ entwickelten wir ein Dokument, das die Null-Toleranz-Politik von HH Nominees gegenüber Bestechung und Korruption formell festlegt. Heute wissen unsere Mitarbeitenden, was konkret zulässig ist und was nicht, wenn sie mit Behörden und privaten Unternehmen

zusammenarbeiten. Das Dokument legt die folgenden Kernpunkte fest: • Definition aller Arten von Korruption, einschließlich Bestechung; • Richtlinien für den Umgang mit Grauzonen oder schwierigen Situationen; • Konsequenzen bei Verstößen gegen diese Richtlinien. Darüber hinaus hat HH Nominees seine Verpflichtung zu professionellem, fairem und integrem Verhalten bei allen geschäftlichen Transaktionen und Beziehungen zu internen und externen Stakeholdern schriftlich niedergelegt. Traditionell verankerten Strukturen entgegenwirken Heute sind unsere Mitarbeitenden gut geschult und dazu ver- pflichtet, gegen Schmiergeldzahlungen Stellung zu beziehen. Wir stellen sicher, dass unsere Arbeit effizient ist, indem wir qualitativ hochwertige Ergebnisse ohne Bestechung oder Geschenke erzielen. Zwar wissen wir, dass diese Geschäfts- praktiken traditionell sehr verankert sind, uns ist aber auch bewusst, dass wir unsere Arbeitsweise ändern müssen, wenn wir als privates Unternehmen erfolgreich sein wollen. Unser Ziel ist es, dass sich unsere Arbeit durch Qualität und Inno vationsgeist auszeichnet und nicht durch Bestechung oder andere unrechtmäßige Praktiken befleckt wird. 18 Ein korruptionsfreies Geschäftsumfeld fördern Mehr Compliance und Integrität haben zu mehr Transparenz im Umgang mit unseren Lieferanten geführt. Durch das Schulungsprogramm ist es mir gelungen, die Vorteile eines korruptionsfreien Geschäftsumfelds für den Einzelnen, für das Unternehmen und für das Land als Ganzes zu verstehen und auch mein Umfeld dafür zu sensibilisieren. Unsere Mitarbeitenden sind nun mit den notwendigen Werkzeugen ausge stattet, um mit Korruption umzugehen, insbesondere in Grauzonen. Mit Hilfe der Schulungs materialien und anderer Online-Quellen der Allianz für Integrität haben wir es geschafft, diese Ziele zu erreichen. Zwar steht die Auswertung aller Ergebnisse unserer Bemühung noch aus, jedoch können wir jetzt schon sehen, wie die Integritätsstandards in unserem Unternehmen gestiegen sind. Heute können sich die Mitarbeitenden auf die Richtlinien beziehen, um Abweichungen von Fall zu Fall zu minimieren. Wir sammeln Daten, die dann analysiert werden und angeben, in welchem Maß Compliance zum Wachstum des Unternehmens beigetragen hat. Festgefahrene Verhaltensmuster ändern Mein Rat an andere Unternehmen ist, die Denkweise der Mitarbeitenden an die neuen Richtlinien und die neue Organisationskultur anzupassen. Entscheidend ist, das Gelernte zu untermauern. Die Allianz für Integrität hat uns geholfen, praktische Übungen zu den Grundlagen unseres Compliance-Systems zu entwickeln. Alle kennen heute die Grenzen, innerhalb derer sie jeden Tag arbeiten müssen. Wir verdeutlichen dies durch Aushänge und Plakate an wichtigen Stellen im Unternehmen, um sowohl die Mitarbeitenden als auch die Kunden an unsere Unter- nehmenskultur zu erinnern. Um festgefahrene Verhaltensmuster zu ändern und ein nach- haltiges Geschäftsumfeld mit Chancengleichheit für alle zu schaffen, sind umfangreiche Schulungen, wie die der Allianz für Integrität, sowie die Etablierung von Regeln, unerlässlich. „Wir entwarfen ein strukturiertes Dokument mit klaren Regeln für Dilemmasituationen, was vor dem Training noch eine große Herausforderung für uns darstellte. So konnten wir den Rahmen für eine Anti-Korruptionspolitik in unserem Unternehmen schaffen, die gleichzeitig unsere Attraktivität für potenzielle Kunden und Geschäftspartner steigerte.“ Anita Compah-Keyeke

Erfolgsgeschichte Indonesien – Die Kraft von Collective Action: Gemeinsam stärker sein von Diah Ivoniarty Geschäftsinhaberin von VOY Collection Birama Cipta und Voy Collection in Bandung, West-Java Modebranche und Architekturlandschaft • Vier festangestellte Mitarbeitende • Eine Fachberatung • Ein Landschaftsarchitekturbüro mit drei festangestellten Mitarbeitenden • Diah Ivoniarty ist Inhaberin des Modeunternehmens und Handarbeitsbetriebs VOY Collection sowie des Land schafts- architekturbüros Birama Cipta. Zusätzlich zu vielen Leitungs- und Beratungsfunktionen ist sie auch Vorsitzende des Regionalvorstands der Indonesian Women Entrepreneurs Association (IPEMI) West Java und Mitglied von Women in Integrity (WIN), der Arbeitsgruppe der Allianz für Integrität für Unternehmerinnen in Indonesien. 19 Bestechung: Ein systemisches Problem Die inoﬃzielle Zahlungsauﬀorderung eines Beamten war für mich der Auslöser am Compliance-Programm meines Unter- nehmens zu arbeiten. Zu dieser Zeit hatten wir keine klaren Richtlinien, wie wir mit illegalen Anfragen dieser Art umgehen sollten. Zwar hatte ich meine Mitarbeitenden angewiesen, aufrichtig zu handeln, jedoch gab es keine Plattform, die diese Werte förderte, und keinen sicheren Ort, um sich darüber auszutauschen, wie man auf inoﬃzielle Auﬀorderungen bestmöglich reagiert. Meine Mitarbeitenden trafen ihre Entscheidungen meist nach eigenem Gewissen und unter der Prämisse, den Unternehmensgewinn zu steigern. Dies brachte oft einen ethischen Konﬂikt mit sich: Auf der einen Seite fühlten sich die Mitarbeitenden gezwungen, dem Geschäft zuliebe nachzugeben, auf der anderen Seite sagte ihnen ihr Gewissen, dass es nicht das Richtige sei. Die Lösung war damals nicht, ein systematisches Compliance- Management-System aufzubauen, sondern lediglich zu versuchen, solche Auﬀorderungen zu vermeiden. Gemeinsam gegen Korruption Die Allianz für Integrität organisierte ein Dari Usaha Ke Usaha (DUKU) Korruptionspräventionstraining für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Bandung, das prakti- sches Wissen über die Umsetzung von Anti-Korruptions- mechanismen vermittelte. Das Training bestätigte, dass die inoﬃziellen Geldforderungen, die wir erhielten, tatsächlich illegal waren. Ich begann zu verstehen, welche Möglichkeiten uns zur Verfügung stehen, mit solchen Forderungen umzu- gehen. Das Training half mir auch, die Konsequenzen von Bestechung zu begreifen und zu erkennen, wie ich kritischen Situationen vorbeugen kann. Unter Anleitung der Allianz für Integrität lernte ich, wie man ein eﬀektives Compliance- Programm aufbaut und illegale Anfragen abwehrt. Im Verlauf des Trainings wurde mir immer bewusster, dass ich auch andere Unternehmen und Organisationen darin bestärken möchte, integer zu handeln, um so selbst einen Beitrag zu einem nachhaltigen Geschäftsumfeld zu leisten. Compliance als Führungsaufgabe Im Anschluss an das DUKU-Training beschlossen wir, konkrete Ethikrichtlinien für unser Unternehmen zu ent- wickeln. Dazu mussten wir zunächst unsere Vision deﬁnieren. Heute befolgen meine Kolleg*innen im Außendienst unseren Ethikkodex. Darüber hinaus ist der Tone from the Top entscheidend. Als Inhaberin eines kleinen Unternehmens habe ich direkten Zugang zu meinen Mitarbeitenden. Es liegt demnach in meiner Verantwortung, vorbildlich zu handeln und sie immer wieder daran zu erinnern, es mir gleich zu tun. Anderenfalls ist der Ethikkodex ein bloßes Dokument, das in einer Schublade verstaubt. Ich sorge fortlaufend dafür, dass meine Mitarbeitenden unsere Unternehmenswerte und Integritätsstandards umfassend verstehen und diese im Geschäfts alltag umsetzen.

Interne Compliance-Schulungen Die größte Herausforderung, die wir zu bewältigen hatten, bestand darin, alle inoﬃziellen Zahlungsauﬀorderungen abzulehnen. Viele unserer Mitarbeitenden zögerten, ihre Vor- gehensweise zu ändern. Sie bezweifelten, dass der Verzicht auf Beschleunigungszahlungen dem Geschäft zu mehr Erfolg verhelfen würde. Sie befürchteten, dass sie einen Auftrag verlieren oder dass es länger dauern würde, eine Genehmigung zu erhalten, wenn sie aufrichtig handeln. Mit Hilfe der Allianz für Integrität konnte ich meine Mitarbeitenden jedoch dazu ermutigen, die neuen Methoden anzuwenden und alle inoﬃziellen Forderungen zu verweigern. Es brauchte Zeit, aber heute sind sie von den vielen Vorteilen integren Handelns überzeugt. Um unsere Mitarbeitenden für die Notwendigkeit ethischen Verhaltens zu sensibilisieren und auf mögliche Dilemma situationen vorzubereiten, bieten wir regelmäßig zwei Arten von Schulungen an: eine ist auf den Geschäfts- betrieb ausgerichtet, die andere zielt darauf ab, in persönlichen Gesprächen unsere Unternehmenswerte zu vermitteln. Mitarbeitende lernen, welche Instrumente es gibt, um Beschleunigungs zahlungen abzulehnen. Dies ist sicher keine leichte Aufgabe, doch wir zeigen ihnen, wie wir uns gemeinsam für ein ethisches Geschäftsumfeld einsetzen können. Compliance-Strategien für alle Geschäftsbereiche Da sich die Allianz für Integrität mit ihren Aktivitäten sowohl an den öﬀentlichen als auch den privaten Sektor richtet, verfügt sie über ein großes Netzwerk, um uns bei der Bekämpfung von Korruption zu unterstützen. Stakeholder, wie Banken und Finanzinstitute, verlangen ein hohes Maß an Compliance. Unser Verhältnis zu ihnen hat sich durch unser Compliance-Programm deutlich verbessert. Auch in der Gesellschaft steigt das Bewusst- sein für die Bedeutung unternehmerischer Integrität, was wir mit großer Freude beobachten. Die Stärkung des Integritäts- programms unseres Unternehmens hat den weiteren Vorteil, dass wir als positive Marke wahrgenommen werden. Stake holder schätzen uns für unsere hohen Integritätsstandards. Dies hängt auch mit Vertrauen und Moral zusammen: Dadurch, dass wir unsere Geschäfte mit Integrität führen, beweisen wir, dass wir unsere eigenen Werte auch in die Tat umsetzen. Gemeinsam im Kampf gegen Korruption Nach dem DUKU-Korruptionspräventionstraining konnte ich es kaum erwarten, mich mit anderen Frauen zu vernetzen und Women in Integrity (WIN) zu gründen, eine Arbeits- gruppe der Allianz für Integrität, die sich speziell an Unternehmerinnen in Indonesien richtet (früher Women Entrepreneurs and Professionals Working Group West Java). WIN, heute Teil des Regional Advocacy Committee (RAC) West Java, ist eine sichere Plattform für Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte, auf der wir die wichtigsten Herausforderungen im Zusammenhang mit Korruption in unserem Geschäftsalltag diskutieren können. Wir setzen uns dafür ein, transparente Geschäftspraktiken zu fördern und das Bewusstsein für die Bedeutung von Frauen im Kampf gegen Korruption zu stärken. Als Unternehmerinnen, die besonders von Korruption be troﬀen sind, engagieren wir uns aktiv, um nachhaltige Veränderungen innerhalb unserer Wirtschafts verbände und im indonesischen Wirtschaftsraum herbeizuführen. Als wir eingeladen wurden, an einer Aus- stellung im Ausland teilzunehmen, wurden wir aufgefordert, „zusätzliche Kosten“ für die Teilnahme zu zahlen. Unsere gesamte Gruppe weigerte sich, so dass der Veranstalter seine illegalen Forderungen zurückziehen musste. Durch Collective Action gewannen wir alle. Der Fokus der Allianz für Integrität auf Collective Action hat mir gezeigt, dass wir gemeinsam stärker sind und einen viel größeren Einﬂuss haben als allein. Jeden Tag für Integrität eintreten WIN als sichere Plattform unterstützt die Förderung unter- nehmerischer Integrität und institutionalisiert sie. Der Aus- tausch mit anderen Frauen, welche die gleichen Werte teilen, hilft mir unsere Unternehmensziele nachhaltig und integer umzusetzen. Es mag eine große Anstrengung erfordern, aber ich blicke positiv in die Zukunft und bin mir sicher, dass wir gemeinsam ein transparentes Geschäftsumfeld in Indonesien, wenn nicht sogar in der Welt etablieren können. 20 „Unter Anleitung der Allianz für Integrität lernte ich, wie man ein effektives Compliance- Programm aufbaut und illegale Anfragen abwehrt“ Diah Ivoniarty

Berichte der Partner – Gender Integrität und Gender Erika Díaz Ulloa Leiterin LIPC Covestro Mexiko 23 Genderstereotype und Vorurteile hindern Menschen daran, ein gleichberechtigtes Leben zu führen. Sowohl Männer als auch Frauen sind von Diskriminierung und Unterdrückung bedroht, aber der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist überwiegend nachteilig für Frauen. Der feministische Ansatz wurde entwickelt, um solche unbewussten Vorurteile und Tendenzen zu bekämpfen. Historisch gesehen wurden Frauen lange Zeit als das körperlich schwächere Geschlecht betrachtet, die sich hauptsächlich mit häuslichen Tätigkeiten und Pﬂegeaufgaben beschäftigen. Als Konsequenz wurde Frauen oft der Zugang zu elementaren Rechten und weiterführenden Chancen verwehrt. Diese Situation kann durch das Zusammentreﬀen verschiedener Faktoren, wie sozioökonomische Merkmale, Alter, ethnische Zugehörigkeit oder Herkunft noch verschärft werden kann. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs), insbesondere SDG 5 (Gleichstellung der Geschlechter) und SDG 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen), haben Unternehmen dazu veranlasst, sich mit diesem Ungleichgewicht auseinander- zusetzen. Dadurch werden bestehende Vorurteile und unbewusste Stereotypen nun stärker reﬂektiert, was wiederum zu Umstrukturierungsprozessen, Schulungen, neuen Organisationskulturen und Quoten führt, die notwendig sind, um einen eﬀektiven Wandel auf der Mikro- (Mitarbeitende), Meso- (Unternehmen) und Makroebene (Gesellschaft) herbeizuführen. Wie unterscheiden sich die Geschlechter in Bezug auf Integrität und Korruption? Aufgrund ihrer traditionellen Rolle als Hausfrau, die sich um die Familie kümmert, sind Frauen in anderer Weise von Korruption betroﬀen als Männer. So sind sie beispielsweise dem Risiko ausgesetzt, Bestechungsgelder zahlen zu müssen, um Zugang zu öﬀentlichen Dienstleistungen zu erhalten. In einigen Fällen geht dies so weit, dass ihnen ohne die Zahlung von Bestechungsgeldern der Zugang zu Gütern der Grund- versorgung, wie Gesundheit, Bildung, Wasser, Sozialprogrammen und Subventionen, verwehrt bleibt. Es ist auch bewiesen, dass sexuelle oder andere Gefälligkeiten als eine Form von Korruption eingesetzt werden können, z. B. an Schulen oder Universitäten. Ein hoher Prozentsatz an Lehrern und Dozenten fordern im Gegenzug für gute Noten sexuelle Gefälligkeiten von ihren Schülerinnen oder Studentinnen; dies betriﬀt auch Regierungs stellen und Unternehmen, wo einige Vorgesetzte sexuelle Gefälligkeiten im Austausch für eine Anstellung oder eine Gehaltserhöhung verlangen. In diesem Zusammen- hang spricht man von Sextortion.

Einige Beispiele für Integritäts- und Gender- probleme in der Privatwirtschaft sind: • Mangelnde Lohngleichheit; • Sexuelle Belästigung und Sexismus; • Vorstellungsgespräche, in denen Frauen kritischer beurteilt werden als Männer; • Studien zeigen, dass Stellenanzeigen mit eher männlich assoziierten Begriffen wie „führend, dominant, wett- bewerbsfähig“ die Genderungleichheit durch unbewusste Voreingenommenheit verstärken, da Frauen dazu tendieren, sich nicht auf solche Stellen zu bewerben. bis drei Monate stattfindet. Die Veranstaltung bietet einen informellen und geschützten Rahmen, um offen über korruptionsbezogene Herausforderungen und mögliche Lösungen zu diskutieren. Die Teilnehmerinnen tauschen Erfahrungen aus, lernen voneinander und entwickeln ein tiefes Verständnis für bewährte Praktiken im Kampf gegen Korruption. Ein weiteres Ziel der Veranstaltung ist es, herauszufinden, welche zusätzlichen Werkzeuge Unterneh- merinnen benötigen und wie die Allianz für Integrität sie unterstützen kann. Bisher wurde das Format in Mexiko und Kolumbien etabliert und als Integri-Tea in Indien adaptiert. Empfehlungen für die Privatwirtschaft • Erkennen des Problems; • Erstellen von Stellenprofilen entsprechend den erforderlichen Fähigkeiten und Kompetenzen einer Person, genderunabhängig; • Entwicklung von Schulungen, die das Bewusstsein für das Problem schärfen (sowohl bei Männern als auch bei Frauen) und praktische Lösungen anbieten; • Angebot von Schulungen, die sich speziell an Frauen richten und sie befähigen, Führungs- und Entscheidungs- positionen anzustreben; Einige der wichtigsten Herausforderungen, die von den Teilnehmerinnen genannt wurden, waren: • Mangelnde Kenntnis der bestehenden Gesetze und nicht genügend Budget, um interne oder externe Rechts- berater*innen einzustellen; • Die vielen Arten von Korruption führen zu Unsicherheit; Bestechungsgelder können von Bargeldüberweisungen, Geschenken, Reisekosten bis hin zu sexuellen Gefällig- keiten reichen; • KMU haben oft nur sehr begrenzte Ressourcen und • Einrichtung eines internen Ausschusses für Vielfalt und Inklusion, an dem der oder die Compliance- Beauftragte teilnimmt; können es sich nicht leisten, ihr Unternehmen für längere Zeit geschlossen zu halten; insbesondere im Hinblick auf die Lizenzierung führt dies oft zu Dilemmasituationen; • Durchführung von Umfragen, um die Wahrnehmung • Geschäftspartner*innen haben zum Teil ein anderes von Frauen zu Themen wie Vielfalt, Inklusion und Nicht- Diskriminierung zu ermitteln; • Schaffung der Grundlage für Respekt am Arbeitsplatz, Verständnis von ethischen Grundsätzen und Integrität; in einigen Fällen führt dies sogar zur Beendigung bestehender Partnerschaften; 25 z. B. durch das Verbot von unerwünschtem Körper- kontakt, sexuell konnotierter Sprache oder unangemessenen Komplimenten; • Schaffung einer besseren Umgebung für diejenigen, die verletzlich sind und mehr Unterstützung brauchen; • Einbeziehung einer Genderperspektive in die Unter nehmensgrundsätze und in alle Compliance- Bemühungen. Praxis Ein Best-Practice-Beispiel dafür, wie Unternehmen und Organisationen zusammenarbeiten können, um den Nexus zwischen Gender und Korruption zu bekämpfen, ist der Integrity Coﬀee, der von der Allianz für Integrität organisiert und von Unternehmen wie Covestro unterstützt wird. Der Integrity Coﬀee ist ein zweistündiges Treffen von Unternehmer innen und Geschäftsfrauen, das alle zwei • KMU verfügen nicht über die Organisationsstruktur und Ressourcen großer Unternehmen, was es schwierig macht, einen Compliance-Beauftragten oder eine Compliance- Beauftragte zu benennen, der oder die sich ausschließlich mit der Umsetzung von Integritätsmaßnahmen befasst. Fazit Es ist wichtig zu erkennen, dass es zwar viele Fortschritte in den Bemühungen um die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen gegeben hat, dass diese Anstrengungen jedoch noch nicht ausreichen. Ein wichtiger Aspekt für die langfristige Stärkung von Frauen ist die Bereitschaft und Entschlossenheit aller relevanten Akteure, einen positiven Wandel in allen Bereichen herbeizuführen. Dementsprechend ist es unerlässlich, eine Genderperspektive in alle Compliance-Bemühungen ein- zubeziehen. Nur so können wir ein inklusives und faires Umfeld mit gleichen Chancen für alle, Frauen und Männer, schaffen. Lesen Sie mehr zum Thema: Sehen Sie ein Video zum Thema: https://www.allianceforintegrity.org/ de/angebot/gender-and-corruption/ https://www.youtube.com/ watch?v=vKn8wUtc8qs&t=54s

Berichte der Partner – Digitalisierung Wie digitale Instrumente die Zukunft unternehmerischer Integrität prägen Beatriz Elena Londoño Patiño Staatssekretärin für Transparenz der Republik Kolumbien 26 „Der Wettbewerbsvorteil, den sich ein korruptes Unternehmen verschaffen kann, ist unhaltbar und mittel- und langfristig sehr kostspielig.“ Dies ist ein Zitat aus der Studie „The Fight against Corruption: A Business Perspective“ von Ricardo Morel und Antonio Argandoña, die deutlich macht, dass die Umsetzung von bewährten Methoden und Prinzipien guter Unternehmens- führung profitabler ist, als Abkürzungen zu nehmen und sich an Korruptionshandlungen zu beteiligen. Transparenz, der Aufbau eines starken Fundaments, Glaub- würdigkeit und eine hohe Qualität der Dienstleistungen sind elementare Voraussetzungen für ein nachhaltiges Unterneh- menswachstum. Diese Aspekte zu vernach lässigen ist auf lange Sicht fatal: Korruption führt nur zu flüchtigen Ergebnissen und der Illusion von Erfolg, behindert echtes Wachstum jedoch grundlegend. Wenn wir über Korruption sprechen, reden wir über ein globales Problem, das erhebliche politische, wirtschaftliche und soziale Folgen mit sich bringt. Korruption beeinträchtigt das Funk- tionieren öffentlicher Institutionen, untergräbt demokratische Prinzipien, reduziert Investitionen und erhöht so das Ausmaß an Armut und Ungleichheit. Kurz gesagt: Korruption hindert die Entwicklung und den Fortschritt der Gesellschaft. Eine Investition in einem Land mit hohem Korruptionsrisiko ist schätzungsweise 20 % teurer als in einem Land mit geringem Risiko.1 Nach Angaben der Weltbank erhöhen Länder, die Korruption bekämpfen und die Rechtsstaatlichkeit stärken, ihr Volkseinkommen um bis zu 400 %. Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf das Ökosystem, sondern auch auf die Lebensqualität der Bürger*innen. Große Korruptionsskandale in der Privatwirtschaft in den letzten Jahren haben gezeigt, dass Korruption keineswegs ein Problem ist, das nur den öffentlichen Sektor betrifft. Es ist vielmehr ein Problem, das alle Teile der Gesellschaft anbelangt, einschließlich Unternehmen jeder Größe. Im Nationalen Entwicklungsplan hat sich die kolumbianische Regierung zu „Null Toleranz gegenüber Korruption und mangelnder Transparenz“ verpflichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, haben relevante Stakeholder aus dem Privatsektor, das Präsidialamt sowie das Sekretariat für Transparenz der Republik Kolumbien gemeinsam strategische Maßnahmen zur Bekämpfung von Korruption in all ihren Formen entwickelt, wie beispielsweise die Unterzeichnung von Integritätspakten. Um in Zahlen zu sprechen: Seit 2019 haben bereits 56 Gewerkschaften, die 37.061 Unternehmen vertreten, Integritätspakte unterzeichnet; zuletzt ist am 14. Januar 2021 die Handelskammer von Bogotá beige treten, die mehr als 449.000 Unternehmen vertritt. Gewerkschaften, die einen Integritätspakt unterzeichnen, unter- streichen ihr starkes Engagement für die aktive Förderung von Transparenz und unternehmerischer Integrität innerhalb ihrer Branchen und darüber hinaus. Gemeinsam mit ihren Mit glieds organisationen fördern sie die Umsetzung konkreter Maß nahmen zur Korruptionsprävention, wie z. B. den Einsatz

„Der Einsatz von TheIntegrityApp hat sich in Kolumbien bereits als sehr erfolgreich erwiesen und die Implementierung im Land schreitet stetig voran. Unternehmen, welche TheIntegrityApp regelmäßig nutzen, haben ihre Integritätsstandards und Compliance-Programme nachweislich gestärkt.“ Beatriz Elena Londoño Patiño Laden Sie TheIntegrityApp hier herunter https://theintegrityapp.com/download/ 27 digitaler Instrumente, welche die Zukunft unternehmerischer Integrität gestalten. Eines dieser Instrumente ist TheIntegrityApp, eine von der Allianz für Integrität gemeinsam mit ihren Partnern entwickelte Applikation, mit der Unternehmen ihre Compliance-Programme selbst bewerten können. Das digitale Tool richtet sich speziell an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die wenig oder keine Erfahrung mit Compliance haben. Durch die Beant- wortung eines kurzen Fragebogens erhalten sie eine Punktzahl zwischen 0 und 100, die den Status quo ihres Unternehmens oder ihrer Institution in Bezug auf Compliance angibt. Um an den identifizierten Schwachstellen zu arbeiten, bietet die App kostenlosen Zugang zu Schulungsmaterialien, die Hilfe bei der weiteren Umsetzung von Richtlinien zur Förderung von Integrität und Transparenz bieten. Der Einsatz von TheIntegrityApp hat sich in Kolumbien bereits als sehr erfolgreich erwiesen und die Implementierung im Land schreitet stetig voran. Unternehmen, welche TheIntegrityApp regelmäßig nutzen, haben ihre Integritäts- standards und Compliance-Programme nachweislich gestärkt. Um mehr Unternehmen zu ermutigen, die App zu nutzen, haben die teilnehmenden Verbände mehr als 30 Online- Seminare angeboten, die erklären, wie TheIntegrityApp helfen kann, ihre Compliance-Maßnahmen zu verbessern. Ein konkretes Beispiel zeigt, dass sich Transparenz und unter- nehmerische Integrität nicht nur in der Theorie auszahlen: Nach Angaben der Handelskammer von Bogotá gingen im Zuge der Pandemie mehr als 50.000 Unternehmen in der kolumbianischen Hauptstadt in Konkurs. Der Sekretär für wirtschaftliche Entwicklung von Bogotá erklärte jedoch, dass Firmen mit hohen Integritätsstandards und effektiven Com pliance-Maßnahmen überlebten, unabhängig von ihrer Größe. Unternehmen mit klaren Vorschriften, Risikomanagement, Compliance und Corporate-Governance-Prozessen hatten einen großen Vorteil gegenüber denen, die diese nicht implementiert hatten. Ihre Integritätsstandards eröffneten Spiel räume, um Vertragsprozesse sowie Verhandlungen mit Banken und Lieferanten adäquat abzuwickeln. Am Ende waren sie erfolgreich und bewiesen, dass ein Unternehmen mit guter Compliance jede Krise überwinden kann. Der Kampf gegen Korruption wird immer eine Herausforde- rung bleiben, jedoch zeigt die Erfahrung in Kolumbien, dass Technologie ein Schlüsselelement für den Dialog zwischen öffentlichem und privatem Sektor darstellen kann, um An- strengungen zu vereinen und ein gemeinsames Vorgehen mit allen relevanten Interessengruppen zu etablieren. Nur so können wir erfolgreich Integrität und Transparenz im gesamten Öko- system auf nationaler, regionaler und globaler Ebene stärken. 1 Kaufmann, D. (1997). Economic Corruption: Some Facts. 8th International Anti-Corruption Conference 1997

Berichte der Partner – Covid-19 Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Dr. Rajesh Chitre Leitender Compliance-Beauftragter Merck Indien 28 Einschneidende Ereignisse in der Geschichte eines Landes prägen dessen Zukunft. Im Hinblick auf die anhaltende Covid-19-Pandemie ist die Gesundheit der Bevölkerung unser wichtigstes Anliegen. Die Pandemie zieht jedoch auch eine Wirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes nach sich, die sich auf Unternehmen jeder Größe auswirkt. Die Störung wichtiger Prozesse führt zu Produktionsstopps, Lieferengpässen, weniger Konsum und mangelndem Vertrauen seitens der Bevölkerung.1 Um die wirtschaftlichen Auswirkungen zu beziﬀern, muss KMU besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da sie den Großteil der nationalen Arbeitsplätze sichern. Zur Eindämmung der Pandemie mussten strenge Maßnahmen ergriﬀen werden, beispielsweise der landesweite Lockdown, die Verlagerung der Arbeit ins Homeoﬃce und strenge Quarantänevorschriften. Diese Maßnahmen setzten eine Reihe von Folge reaktionen in Gang. Sie wirkten sich negativ auf das Arbeitskräfteangebot aus, was wiederum die Produktions- kapazitäten reduzierte und zu Unterbrechungen in der Liefer- kette führte. Je länger diese Maßnahmen andauern, desto höher ist das Risiko, dass das Betriebskapital knapp wird. Arbeits- und Materialengpässe sowie eine geringere Nachfrage seitens der Kund*innen führen zu enormen Umsatzeinbußen. Dies gilt für Unternehmen unabhängig ihrer Größe, insbeson- dere jedoch für KMU. Ein deutlicher Nachfrage- und Umsatz- rückgang hat ihre Funktionsfähigkeit stark eingeschränkt. In der Folge wurden Mitarbeitende ent lassen und Gehälter konnten nicht mehr pünktlich gezahlt werden. Dies wirkt sich auch auf den Konsum aus: Ein Teufelskreis beginnt, der zu noch weitreichenderen Krisen führen kann. Die Folgen lassen sich am Beispiel Indiens veranschaulichen. KMU sind der Motor der Volkswirtschaft und beschäftigen den Großteil der Arbeitskräfte. Die Covid-19-Pandemie und die daraus resultierenden Einschränkungen führten zu Unterbrechungen in der Lieferkette, da Rohstoﬀe nicht mehr beschaﬀt werden konnten, Produktionsprozesse verzögert wurden und Mitarbei- tende aufgrund von Krankheit oder Quarantänemaßnahmen ausﬁelen. Viele KMU standen vor der Heraus forderung, ausstehende Löhne, Kredite und Steuern nicht bezahlen zu können. Kleine Unternehmen in ländlichen Gebieten fernab der Ballungszentren litten besonders stark. Zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben Regierungen weltweit Maßnahmen ergriﬀen, um ﬁnanzielle Verluste auszugleichen, Entlassungen zu minimieren, Konkurse zu verhindern und Investitionen anzukurbeln.2 Die sofortige Bereitstellung von Hilfsmitteln ohne bürokratische Hürden ist für das Überleben ganzer Branchen unerlässlich. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass die Überbrückungs- hilfen bei denjenigen ankommen, die sie am dringendsten benötigen, anstatt Korruption Tür und Tor zu öﬀnen und hart erkämpfte Errungenschaften zu riskieren. Die indische Regierung hat wichtige Strukturreformen eingeführt, um das Leben und die Lebensgrundlagen von Menschen zu retten. Am 12. Mai 2020 richtete der indische Premierminister einen klaren Aufruf an die Nation und gab damit den Startschuss für die

Erfahren Sie mehr über Integrität in Krisenzeiten: https://www.allianceforintegrity.org/ de/angebot/integritaet-in-krisenzeiten/ „Es liegt nun an uns, eine nachhaltige Zukunft mit gleichen Wettbewerbs bedingungen und fairen Chancen für alle aufzubauen.“ Dr. Rajesh Chitre 29 Kampagne „Atmanirbhar Bharat Abhiyaan“ (Kampagne für ein eigenständiges Indien). Er kündigte ein umfassendes Wirtschaftspaket in Höhe von INR 20 Lakh Crores – dies entspricht 10 % des indischen BIP – zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie in Indien an. Damit sollen das Land und seine Bürger in jeder Hinsicht unabhängig und eigenständig werden. Im Rahmen des Atmanirbhar-Bharat- Pakets wurde die Deﬁnition von KMU erweitert und umfasst jetzt fast 99 % aller Unternehmen. Die geänderte Deﬁnition erleichtert Expansion und Unternehmenswachstum, ohne befürchten zu müssen, staatliche Anreize zu verlieren. Zusätzlich zu den Staatshilfen können KMU auf viele weitere Unterstützungsangebote zählen. Die Plattform der Organisa- tion der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) zielt zum Beispiel darauf ab, KMU beim Wieder- aufbau ihres Geschäfts nach der Krise zu helfen (B3C). Dafür wurde ein Fünf-Stufen-Plan für die Wiederherstellung und Wiederbelebung von Unternehmen entwickelt. Der Ansatz der UNIDO konzentriert sich auf den Wiederaufbau von Lieferketten: alle Vorleistungen, die ein Unternehmen benötigt, sollen zeitnah zur Verfügung stehen. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zählen die Optimierung von Abläufen, eﬃzienter Einsatz von Materialien, kontinuierliche Überwachung zur Kostenreduzierung, Fokus auf die Verbesserung der Produkt- qualität und Schutz der Gesundheit der Mitarbeitenden beim Einsatz von Arbeitskräften, um eﬃziente Prozesse bei der Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit zu gewährleisten.3 Darüber hinaus ist die Schaﬀung von Transparenz innerhalb der Lieferkette unerlässlich, um einen Überblick zu erhalten, wo welche Materialien produziert und beschaﬀt werden können. In der Anfangsphase der Pandemie wurde deutlich, dass die Förderung unternehmerischer Integrität eine entscheidende Voraussetzung für die Überwindung der Krise, den Aufbau widerstandsfähiger Unternehmen sowie die Verbesserung der individuellen wirtschaftlichen Situation darstellt. Unternehmen mit hohen ethischen Standards neigen dazu, ﬁnanziell besser abzuschneiden als ihre Konkurrenten, was den Zusammenhang zwischen guten ethischen Praktiken und der auf dem Markt geschätzten Qualitäten bekräftigt. Gerade in Krisenzeiten ist Compliance keine Wahl, sondern eine Frage des geschäftlichen Überlebens: Ein starkes Compliance-Programm kann ein Katalysator für viele Geschäftschancen sein und schaﬀt damit einen enormen Wettbewerbsvorteil. Ein weiterer wichtiger Aspekt hinsichtlich der Auswirkungen von Covid-19 ist die rasante Digitalisierung aller Bereiche des täglichen Lebens. Unternehmen, Institutionen und Regierungen müssen sich an die neue Normalität anpassen, die Innovationen und den Einsatz von Technologie für geschäftliche Unternehmungen erfordert. Dies birgt zweifellos viele bekannte und unbekannte Risiken für Geschäftsabläufe und -systeme und kann für Unternehmen mit statischen Strukturen disruptiv sein. Vor diesem Hintergrund müssen wir sicherstellen, dass niemand zurückgelassen wird. Technische Hilfe, Kapazitätsaufbau und infrastrukturelle Unterstützung sind für eine inklusive und gerechte digitale Transformation unerlässlich.4 Mit Blick auf Compliance unterstreicht die zunehmende Digitalisierung die Notwendigkeit, Korruptionsrisikobewertungen zu aktualisieren sowie Compliance-Richtlinien und – Vorschriften anzupassen. Collective Action ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig. KMU proﬁtieren von der Bündelung von Ressourcen, Peer- Learning und Wissensaustausch. Good-Practice-Beispiele aus anderen Unternehmen können Impulse geben, um digitale und innovative Ansätze in KMU zu implementieren. Wie so oft bei Krisen hat auch Covid-19 diejenigen in den Fokus gerückt, die ohnehin wirtschaftlich benachteiligt sind, beispielsweise Frauen, Migrant*innen und Arbeiter*innen im informellen Sektor. Jedoch birgt jede Krise auch die Chance für einen Neuanfang. Es liegt nun an uns, eine nachhaltige Zukunft mit gleichen Wett- bewerbsbedingungen und fairen Chancen für alle aufzubauen. 1 2 3 4 OECD (2020). Coronavirus (COVID-19): SME Policy Responses INTRACEN (2020). COVID-19: The Great Lockdown and its Impact on Small Business, S. 16 KUNIDO (2020). Micro, Small and Medium Enterprises (MSME) Support to Building Back Business from Crisis INTRACEN (2020). COVID-19: The Great Lockdown and its Impact on Small Business, S. 17

Partner im Interview Jorge Bermúdez Soto im Interview mit der Allianz für Integrität zum Thema Öffentlich-privater Dialog Jorge Bermúdez Soto Chile Oberster Rechnungsprüfer der Republik Geschäftsführender Sekretär von OLACEFS (Organisation der Obersten Rechnungsprüfungsinstitutionen in Lateinamerika und der Karibik) 30 Welche Rolle spielen die Obersten Rechnungs- kontrollbehörden (ORKB), wenn es darum geht, Korruption im Wirtschaftssystem vorzubeugen? Mit Blick auf Korruptionsprävention spielen ORKBn eine sehr wichtige Rolle. Je nach Rechtssystem des jeweiligen Landes übernehmen ORKBn unterschiedliche Mandate. Dennoch verbinden alle ORKBn gemeinsame Interessen für bestimmte Bereiche, in denen ihre Kontrollmaßnahmen eine Schlüsselfunktion zur Förderung von Integrität übernehmen. Aufgrund der Verknüpfungen zwischen öffentlichem und privatem Sektor sowie der hohen Investitionssummen mit öffentlichen Geldern (ca. 20 % bis 25 % des BIP) kommt dem öffentlichen Beschaffungswesen eine besondere Bedeutung zu. Die Oberste Rechnungskontrollbehörde Chiles, die Contraloría General de la República (CGR), ist nicht nur mit der Kontrolle formaler, sondern auch inhaltlicher Aspekte im Bereich der Korruptionsprävention beauftragt. Dazu zählen beispielsweise Interessenkonflikte oder die effektive Erfüllung öffentlicher Aufträge. Sie arbeiten seit 2015 mit der Allianz für Integrität zusammen. Können Sie die wichtigsten Erfolge dieser Zusammenarbeit benennen? Die Zusammenarbeit zwischen der CGR und der Allianz für Integrität war – aus meiner Sicht – für beide Seiten von großem Nutzen. Sie hat uns neue Denkanstöße geliefert und • • gezeigt, dass es zur Bekämpfung von Korruption essenziell ist, alle Akteure – sowohl öffentliche als auch private – einzu- beziehen. Darüber hinaus schätzen wir die Vision und die Erfahrung, die die Allianz für Integrität einbringt, insbesondere im Hinblick auf globale Best Practices. Im Rahmen unserer Zusammenarbeit hat die Initiative einen großen Teil der chilenischen Privatunternehmen erreicht. Ich denke besonders der positive Ansatz, den die Allianz für Integrität verfolgt, ist einer der Kernfaktoren für ihren Erfolg. Zusammengefasst einige Meilensteine unserer Zusammenarbeit: • Internationales Anti-Korruptionsseminar: Seit 2016 haben wir vier Internationale Anti-Korruptionsseminare ver- anstaltet, die jährlich mehr als 400 Teilnehmende erreichen. Das Seminar hat sich zu einer anerkannten Plattform in Lateinamerika entwickelt, auf der Expert*innen aus dem öffentlichen und privaten Sektor ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Perspektiven zu Integrität und Anti- Korruption austauschen können. Trainingsprogramm zur Korruptionsprävention „Von Unternehmen für Unternehmen – DEPE“: In den letzten zwei Jahren haben wir die Allianz für Integrität dabei unterstützt, das DEPE-Trainingsprogramm an die Bedürfnisse staatlicher Unternehmen in Chile anzupassen. Chilenische Anti-Korruptions-Allianz (CAA): Seit 2012 leiten wir die CAA, welche die Umsetzung der UN- Konvention gegen Korruption (UNCAC) vorantreibt.

31 Von CGR unterstützt, trat die Allianz für Integrität Anfang 2020 der CAA bei und ist nun Teil des wichtigsten Anti-Korruptionsforums Chiles. Die CGR nimmt mit ihren Aktionen im Kampf gegen Korruption eine Vorbildfunktion in der Region und darüber hinaus ein. Welches sind die Haupt- aktivitäten und welche Rolle spielt die regionale Zusammenarbeit? Zunächst ist es wichtig zu betonen, dass alle Compliance- Maßnahmen nur dann wirksam sind, wenn die Führungs- ebene entschlossen dahintersteht. Ein Meilenstein in unserem Strategieplan 2016–2020 war die Erklärung des Obersten Rechnungshofes, den Tone from the Top durch die Etablierung einer Nulltoleranz-Politik gegenüber Korruption in allen Bereichen zu fördern. Mit unserem neuen Strategieplan 2021–2024 wollen wir unsere Tätigkeiten innovativer gestalten, um unsere Institution in eine echte „datengesteuerte Organi- sation“ zu verwandeln. Wir können bereits einige Erfolge vorweisen: Die Analyse relevanter Daten und die Einbezie- hung analytischer Modelle, die auf Algorithmen basieren, haben uns ermöglicht, unsere Anti-Korruptionsarbeit zu verbessern. Unter anderem können wir nun bei möglichen Unregelmäßigkeiten rechtzeitig Alarm schlagen. In Latein- amerika sind die Anti-Korruptionsbemühungen sehr vielfältig, mit vielen guten und einigen schlechten Beispielen. Ich schätze unsere Zusammenarbeit mit der Allianz für Integrität sehr, da sie uns ermöglicht hat, mehr über andere bewährte Praktiken in der Region zu lernen und unsere eigenen Erfahrungen zu teilen. Diese Erkenntnisse haben wir auch in OLACEFS eingebracht und viele Aktivitäten zum Aufbau von Compliance-Kapazitäten, Workshops und koordinierte Prüfungen unterstützt. Chile beﬁndet sich in einem Moment des historischen Umbruchs, da das Land eine neue Verfassung ausarbeitet. Was sollte im Hinblick auf Integrität und Korruptionsbekämpfung in diesem Kontext berücksichtigt werden? Grundsätzlich hoﬀe ich, dass die neue Verfassung die Prinzipien der Integrität und Transparenz in einem übergreifenden Kontext einschließt. Alle öﬀentlichen Institutionen sollten diese Prinzipien ausdrücklich anwenden, einschließlich der Gerichte und Staatsanwaltschaften. Was die Rolle der CGR betriﬀt, so ﬁndet eine Diskussion über Änderungen bezüglich ihrer Funktionen und Steuerung statt. Seit ihrer Gründung vor fast 100 Jahren besitzt die CGR eine Hierarchie an deren Spitze eine Person, der*die oberste Rechnungsprüfer*in steht. Diese*r wird alle acht Jahre vom Senat gewählt. Im Gegensatz dazu setzen sich andere ORKBn in der Region aus mehreren Mitgliedern zusammen. Es ist oﬀensichtlich, dass eine von einer Person gesteuerte ORKB an der Spitze Gefahr läuft, dass diese Person funktionierende Be zieh ungen über Konﬂikte stellt und somit die Aufsicht nicht wie erforderlich neutral und ordnungsgemäß durchführt.

Aus meiner persönlichen Sicht als oberster Rechnungs prüfer der letzten fünf Jahre birgt die Ein-Personen-Steuerung auch einige Vorteile. In Situationen, in denen Integrität und Compliance mit geltenden Regelungen im öﬀentlichen Sektor fehlten, konnte ich schnelle und eﬀektive Entscheidungen treﬀen. Bisweilen mussten wir gegen bestehende Auﬀassungen und niedrigere Integritätsstandards vorgehen. Ich wurde von Sektoren angegriﬀen, die es nicht gewohnt waren, auf diese Weise kontrolliert zu werden. So haben wir jedoch echte Fortschritte in unserer Arbeit und bei der Sensibilisierung der Öﬀentlichkeit erzielen können. 2020 war nicht zuletzt aufgrund der Covid-19- Pandemie ein historisches Jahr. Wie kann der öffentlich-private Dialog dazu beitragen, den wirtschaftlichen Aufschwung transparent und nachhaltig zu gestalten? 2020 war ein wirklich außergewöhnliches Jahr, das uns gezwungen hat, unsere Arbeit als Rechnungskontrollbehörde erheblich anzupassen. Zu Beginn mussten viele Anti- Korruptionsver fahren und Schutzmaßnahmen ausgesetzt werden, um der Bevölkerung unverzüglich helfen zu können. Dies führte zu zahlreichen Unregelmäßigkeiten und Korruptionsfällen. Darüber hinaus mussten wir uns an das Arbeiten im Homeoﬃce gewöhnen und unseren Prüfungs- plan an die Herausforderungen der Pandemie anpassen. Die Ungleichheit ist gestiegen. Um den Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, zu zitieren: „Doch auch wenn uns alle der gleiche Sturm triﬀt, sitzen wir nicht im selben Boot.“ Deshalb müssen sich sowohl der öﬀentliche als auch der private Sektor während und nach der Pandemie nachdrücklich für eine nachhaltige Erholung einsetzen. Es ist notwendig, Lehren aus der Krise zu ziehen und die Heraus- forderungen zu lösen, die zu den Demonstrationen im Oktober 2019 geführt haben. Meiner Ansicht nach muss der öﬀentliche Sektor die öﬀentlichen Mittel eﬃzienter verteilen. Bereitgestellte Subventionen und staatliche Hilfen müssen den am meisten benachteiligten Gruppen und insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen zugute kommen. Auch die Privatwirtschaft ist gefordert. Vor allem müssen Unternehmen ihre Verpﬂichtungen gegenüber der Gesellschaft und dem Staat erfüllen, wie beispielsweise die Einhaltung von Arbeitnehmer- und Sozialversicherungsgesetzen, aber auch die Zahlung angemessener Steuern und das Leisten eines Beitrags zum Aufbau einer gerechteren Gesellschaft. Aus meiner Sicht sind deshalb der öﬀentlich-private Dialog und Collective- Action-Initiativen wie die Allianz für Integri- tät wichtiger denn je. Vielen Dank. 32

Partner im Interview Mariam Estigarribia im Interview mit der Allianz für Integrität zum Thema Peer-to-Peer-Learning Mariam Estigarribia Paraguay Central S.A. de Seguros Compliance-Beauftragte, Leiterin der internen Rechts- und Qualitätsberatung 34 Eine der wichtigsten Aktivitäten der Allianz für Integrität ist Peer-Learning. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Vorteile dieses Ansatzes? Peer-Learning fördert den Austausch zwischen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Sektoren und Ländern. Der Blick über den eigenen Tellerrand ermöglicht ein sehr viel breiter gefasstes Verständnis der eigenen Realität und erweitert unseren lokal geprägten Horizont. Der Kontakt mit Gleichgesinnten trägt wesentlich dazu bei, neue Perspektiven zu entwickeln, alte zu überdenken, Erfahrungen anderer auf unsere eigene Situation zu übertragen und so neue Best Practices zu entwickeln. Mit den vielen Compliance- Expert*innen, die an den diversen Peer-Learning-Formaten teilnehmen, können wir Strategien auf hohem Niveau erarbeiten, die für alle anwendbar sind. Darüber hinaus ermutigt der Austausch, sich selbst weiterzubilden, zu professiona lisieren und durch den eigenen Wissens beitrag anderen zu helfen. Können Sie Beispiele nennen, bei denen Sie Ihr Wissen geteilt und neues Wissen erlangt haben? Im Rahmen der regionalen Arbeitsgruppe in Lateinamerika habe ich an der Entwicklung der „Matrix für Unternehmens- ethik – Komparative Einordung“ mitgewirkt. Die Publikation erläutert alle relevanten Normen und Gesetze im Bereich Korruptionsprävention, die für privatwirtschaftliche Unternehmen in lateinamerikanischen Ländern gelten. Durch meine Teilnahme an den Vorbereitungs treﬀen konnte ich nicht nur die Perspektive Paraguays einbringen, sondern habe auch selbst viel mitgenommen, beispielsweise konnte ich mit Hilfe der Matrix unsere lokalen Bedürfnisse besser visualisieren. Dies lieferte wichtige Erkenntnisse für die Vorbereitungen zum Gesetzesentwurf zu Integritätsstandards für staatliche Lieferanten, an denen wir in der Arbeitsgruppe ‚Compliance und Anti-Korruption‘ der AHK Paraguay arbeiten. Zudem hat die regionale Arbeitsgruppe der Allianz für Integrität die Publikation „Ethische Dilemmas in Krisen- situationen” herausgegeben. Der interaktive Leitfaden für Unternehmensethik und Integrität beleuchtet komplexe Entscheidungen während der Covid-19-Krise in Lateinamerika. In meinem Beitrag beschreibe ich ein Beispiel im Zusammenhang mit öﬀentlicher Beschaﬀung. Die Konﬂiktsituation basiert auf einem wahren Fall aus Paraguay, der öﬀentlich wurde, als ein Bericht der Rechnungskontrollbehörde Unregelmäßigkeiten bei öﬀent lichen Beschaﬀungen des Gesundheitsministeriums auf- deckte. Der Leitfaden, der äußerst realistische Beispiele und praktische Tipps liefert, ist im Umgang mit Konﬂiktsituationen auch für mein Unternehmen wertvoll. Während der Erstellungs- phase konnte ich viel von meinen Kolleg*innen aus den ver- schiedenen Ländern und Sektoren lernen und habe eine völlig neue Perspektive gewonnen, für die ich sehr dankbar bin.

35 Sie arbeiten bereits seit 2015 mit der Allianz für Integrität zusammen. Wie haben Sie das Gelernte in Ihrem Unternehmen und in der Lieferkette angewandt? In Paraguay wurden die Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche verschärft; dies stellt Compliance-Modelle in Unternehmen und sogar in der Regierung auf die Probe. Compliance ist in allen Branchen extrem wichtig geworden und bietet eine entscheidende Grundlage, trans parente und eﬃziente Prozesse zu fördern, die Wettbewerbs fähigkeit zu steigern, den Organisationsgrad anzuheben und ein nachhaltiges Geschäftsumfeld zu schaﬀen. Vor diesem Hintergrund habe ich meine Erkenntnisse aus dem Peer-to-Peer-Austausch nicht nur in meinem Unternehmen, sondern auch darüber hinaus genutzt. So habe ich beispiels- weise meine Erfahrungen in das PLAFT- Komitee des paraguayischen Verbands der Versicherungsunternehmen eingebracht und unterstütze andere Compliance- Beauftragte bei der Anpassung ihrer Compliance-Management-Systeme. Meine Kenntnisse sind auch für die Zusammenarbeit mit Kontrollbehörden relevant. Für die Lieferkette meines Unter- nehmens haben wir einen Verhaltenskodex entwickelt und bauen durch die stärkere Einbindung der Lieferanten engere Beziehungen zu ihnen auf. Wie Sie bereits erwähnt haben, sind Sie auch auf regionaler Ebene sehr aktiv, sowohl in Arbeitsgruppen als auch bei verschiedenen Veranstaltungen und sogar bei Schulungen im Ausland. Warum ist Ihrer Meinung nach die regionale Zusammenarbeit in diesem Bereich so wichtig? Der Austausch zwischen Compliance-Expert*innen aus verschiedenen Ländern mit ähnlichen sozioökonomischen Merkmalen hilft uns, ein umfassenderes Verständnis der aktuellen Situation zu erlangen. Dies trägt zur Entwicklung von Lösungsansätzen und zur Umsetzung von Maßnahmen bei, die für alle gelten. Darüber hinaus fördern wir kollek tive Maßnahmen, die den privaten und öﬀentlichen Sektor sowie die Zivilgesellschaft einbeziehen. Der branchenübergreifende Dialog erhöht die Eﬃzienz unserer Aktivitäten, da alle relevanten Stakeholder aktiv in den Lösungsﬁndungsprozess eingebunden sind. Auf diese Weise können wir Erfahrungen und Best Practices von einem Land auf das andere übertragen. Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit auf regionaler Ebene der Schlüssel zur Schaﬀung eines nachhaltigen Geschäftsumfelds mit gleichen Chancen für alle ist.

Im Jahr 2020 wurde ein Verband von Compliance- Expert*innen gegründet, der von Ihnen und anderen Partnern unserer Initiative in Paraguay geleitet wird. Was war der ausschlaggebende Punkt für die Gründung dieses Verbands? Mehrere DEPE-Trainer*innen aus Paraguay sind gleichzeitig Teil der Compliance-Arbeitsgruppe, die von der Deutsch- Paraguayischen Industrie- und Handelskammer initiiert wurde. Wir waren alle der Auffassung, dass der regelmäßige Austausch so wertvoll für unsere tägliche Arbeit ist, dass dieser erweitert und mehr Teilnehmenden angeboten werden sollte. Wir haben deshalb beschlossen, gemeinsam weit- reichendere Aktivitäten durchzuführen. Unserer Meinung nach können wir nur durch Collective Action umfassendere und bessere Ergebnisse erzielen. So gründeten wir am 21. September 2020 mit einundzwanzig Compliance-Expert*innen den Paraguayischen Compliance- Verband (APAC). Was sind die Hauptziele des Verbands? Unsere Hauptziele lassen sich wie folgt zusammenfassen: • Stärkung der Anerkennung von Compliance-Expert*innen; • Förderung der Übernahme von Best Practices in den Bereichen Integrität, Ethik und Compliance; • Bereitstellung von Qualitätsstandards für die professionelle Umsetzung von Compliance, Entwicklung von Ethik- Kodizes, Zertifizierungen für Kompetenzen, Leitfäden, Handbücher und Empfehlungen zur Ausübung des Berufs. APAC ist der erste Verband, der die Nachfrage nach einer Plattform bedient, auf der Compliance-Expert*innen Ideen, Erfahrungen und bewährte Praktiken austauschen, Lehren und Erkenntnisse diskutieren und gemeinsam an neuen Ansätzen arbeiten können. Gleichzeitig erhöht APAC die Sichtbarkeit von Compliance-Themen in der Öffentlich- keit. Dies ist ein historischer Meilenstein für Compliance auf nationaler Ebene und motiviert uns, uns noch stärker gemeinsam mit anderen für eine faire und nachhaltige Gesellschaft einzusetzen. Vielen Dank. 37

Partner im Interview Shabnam Siddiqui im Interview mit der Allianz für Integrität zum Thema Collective Action Shabnam Siddiqui Indien UN Global Compact Netzwerk Indien Vorstandsmitglied 38 Das UN Global Compact Netzwerk Indien verfügt über umfangreiche praktische Erfahrungen in der Umsetzung von Collective-Action-Maßnahmen. Können Sie uns Ihre Erfahrungen während des Implementierungsprozess schildern? Die Arbeit des UN Global Compact Netzwerks Indien (GCNI) zu Collective Action begann vor zehn Jahren mit dem Austausch zwischen Organisationen des öﬀentlichen und privaten Sektors. Um alle relevanten Akteure einzu binden, haben wir ﬂächendeckend Dialogplattformen errichtet, vom Norden bis zum Süden des Landes, und Führungskräfte von Unternehmen, Akademiker*innen, politische Entscheidungs- träger*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft ein geladen daran teilzunehmen. Zu Beginn standen wir vor der Herausforderung, sowohl Verständnis als auch Akzeptanz für Collective Action zu schaﬀen. Wir haben in der ersten Phase Schlüsselbereiche identiﬁziert, in denen sich die Stakeholder uneinig waren. In der zweiten Phase haben wir den städtischen Ausschuss gegründet und alle Akteure an einen Tisch gebracht, um die für ihre Region wichtigen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu diskutieren und zu priorisieren. Unser Ansatz entsprach der Deﬁnition der Weltbank zu Collective Action im Kontext von Anti- Korruption (Anti-Corruption Collective Action, ACCA), die einen gemeinschaftlichen und nachhaltigen Prozess der Zusammenarbeit zwischen den Akteuren beschreibt. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass ein Business Case zur Bekämpfung von Korruption sowie die Etablierung von Integritätspakten, Verhaltensregeln und robusten Governance- und Transparenzrahmen für den öﬀentlichen und privaten Sektor die wesentlichen Voraussetzungen für Collective Action und Nachhaltigkeit sind. Für wie effektiv halten Sie Collective- Action-Initiativen bei der Bekämpfung von Korruption? Korruption ist ein komplexes Problem, das nicht von Regierungen oder Unternehmen allein gelöst werden kann. Da der Privatsektor Teil des Problems ist, muss er auch Teil der Lösung sein. Collective-Action-Initiativen können entweder ausschließlich im privaten Sektor angestoßen werden (z. B. KMU, die von größeren Unternehmen einheitliche Lieferantenstandards fordern) oder öﬀentlich-private Partner- schaften einbinden (z. B. kollektives Angehen einzelner Herausforderungen wie Schmiergeldzahlungen). Dementsprechend können Collective-Action-Initiativen verschiedene Formen annehmen, die von kurzfristigen Vereinbarungen bis hin zu langfristigen Initiativen, wie der Allianz für Integrität, reichen. Unternehmen, die sich an solchen Initiativen beteiligen, können ihre gemeinsamen Ziele in einer kollektiven und konzentrierten Anstrengung viel eﬀektiver verfolgen, als sie es einzeln tun könnten.

Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren? Aus meiner Sicht sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren: • die Kultivierung einer Politik, die zu rechtlichen und Unternehmen zugeschnittene Anleitungen zur Selbstbewertung und Compliance-Toolkits können wichtige Anreize für Unter- nehmen bieten, ihre Integritätsstandards zu verbessern. 39 regulatorischen Veränderungen führt; • das Setzen klarer und erreichbarer Ziele; • die Betonung auf das Erreichen sinnvoller Ergebnisse Mit welchen Herausforderungen sind Sie bei der Umsetzung konfrontiert worden? und Resultate; • das Verständnis der Interessengruppen und ihrer Anreize; sowie • die Entwicklung nachhaltiger Initiativen. Was sind die Vorteile von Collective Action, und warum sollten sich größere Unternehmen engagieren? Die Vorteile von Collective Action lassen sich unter zwei übergreifenden Aspekten zusammenfassen: große Ziele und greifbarer Nutzen. Ein Geschäftsumfeld, das auf hohen Integritätsstandards fußt, führt zu verbesserten Geschäfts- und zu einheitlichen Wettbewerbsbedingungen, mit gleichen Chancen für alle. Unternehmen können dadurch die politi- schen und wirtschaftlichen Kosten der Nichteinhaltung von Regularien vermeiden und zusätzlich einen Reputations- vorteil durch proaktives und kooperatives Verhalten erlangen. Unternehmen sind sowohl Täter als auch Opfer von Korruption und haben daher ein gemeinsames Interesse an der Umsetzung effektiver Compliance-Maßnahmen. GCNI hat 2015 einen Business Case zu Anti-Korruption vorgestellt, in dem hervorgehoben wurde, dass Unternehmen jeder Größe durch entschlossenes Handeln, sei das Ausmaß groß oder klein, zu bedeutenden Treibern des Wandels werden können. Auf Die meisten Herausforderungen von Collective-Action- Initiativen treten bereits zu Beginn auf, wenn sie ins Leben gerufen werden. Die größte Hürde ist die mangelnde Bereit- schaft von Unternehmen, sich an solchen Initiativen zu betei- ligen. Ihre Zurückhaltung, über Korruption zu sprechen und den ersten Schritt zu machen, rührt von der Befürchtung, dass andere nicht folgen oder dass die Teilnahme an Collective Action sie als jemanden brandmarkt, der seine Geschäfts- praktiken verbessern müsse. Darüber hinaus bleibt es eine Herausforderung, alle Beteiligten einzubeziehen, eine gemein- same Strategie zu definieren und sich darauf zu einigen, wer was wie umsetzt. Sobald die Initiative etabliert ist, stellt sich zusätzlich die Frage, wie der Erfolg und die nachhaltigen Wir- kungen gemessen und kommuniziert werden können. Mit welchen Strategien haben Sie diese Hürden überwunden? In unserer täglichen Arbeit konzentrieren wir uns auf folgende Strategien: • Aufbau starker Netzwerke von Verbündeten; • Nutzung des Einflusses internationaler Institutionen, um Aktivitäten zu katalysieren; • Berücksichtigung verschiedener Strategien für das Stakeholder-Engagement (je nach Kontext);

• Verwendung der Sprache von Compliance und Corporate Social Responsibility (CSR), wenn ein weicherer Ansatz erforderlich ist; und • umfangreiche Kommunikation großer und kleiner Erfolge. Glauben Sie, dass Collective Action eine Rolle spielen kann, um die Folgen der Covid-19-Pandemie zu überwinden? Die Covid-19-Krise hat den finanziellen Druck auf Unternehmen erhöht und Compliance-Programme auf den Prüfstand gestellt. Unternehmen sehen sich erhöhten Betrugs- und Korruptions- risiken ausgesetzt, sowohl intern als auch in Bezug auf ihre Lieferkette. Dazu gehören beispielsweise Risiken im Zusammen- hang mit illegalen Finanzströmen, organisierter Kriminalität, Interessenkonflikten, Preisabsprachen, betrügerischer Finanz- bericht erstattung, Produktfälschungen und Bestechung. In einer schwierigen wirtschaftlichen Situation ist der Bedarf an kosteneffizienten Lösungen für Compliance-Fragen dringender denn je. Collective Action nicht nur zwischen Privatsektor und Regierungen, sondern auch zwischen wirtschaftlichen Akteuren selbst, kann Chancen bieten, Themen von gemeinsamem Interesse auf kosteneffiziente und pragma tische Weise anzugehen. Collective-Action-Initiativen tragen dazu bei, einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten und unterstützen alle Beteiligten darin, Wissen sowie finanzielle und technische Ressourcen zu bündeln, um eine größere Wirkung zu erzielen. 40 Wie sehen Sie die Zukunft von Collective-Action- Initiativen, nicht nur in Indien, sondern auf globaler Ebene? In Zukunft wird es entscheidend sein, in engen Kontakt mit jungen Führungskräften zu treten und neue Ansätze für Collective Action zu konzipieren, welche die Vielfalt der aktuellen Initiativen besser widerspiegeln; denn nur so gelingt es, Integrität und Transparenz im Ökosystem zu fördern. Die Bereitschaft der Unternehmen und das Top-Down-Engagement der Führungskräfte werden ein positives Zeichen setzen und andere inspirieren zu folgen. Darüber hinaus ist der Aufbau von Vertrauen der Kern jeder Collective Action. Starke Partnerschaften mit politischen Entscheidungsträgern sollten daher ein Schwerpunkt sein. Das Verständnis und die Akzeptanz von Collective Action kann nur erreicht werden, wenn wir die Korruptionslandschaft eines Landes klar erfassen. Dazu zählt auch die Durchführung einer Situationsanalyse von Gesetzen, Richtlinien, Gerichten, Herausforderungen und Chancen. Darüber hinaus ist es erforderlich, relevante Akteure und Expert*innen zu identifizieren sowie geeignete Collective- Action-Maßnahmen und andere Multi-Stakeholder- Aktionen zur Bekämpfung von Korruption zu erkunden. Zudem sind Schulungen, Sensibilisierung der Akteure und eine klare Kommunikation für die Umsetzung erfolgreicher Collective- Action-Initiativen unerlässlich. Playbooks, also Schritt-für- Schritt-Anleitungen, sind eine großartige Möglichkeit, unsere Werte zu vermitteln. Innovative Formen der Kommunikation, einschließlich animierter Videos, ein regelmäßiger Informations- fluss und kurzer Berichte über bewährte Praktiken, sind notwendig, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen. Die Allianz für Integrität hat ein Video produziert, das Collective Action und seine Vorteile zusammenfasst und visualisiert. Kurz gesagt: Wir können nur dann eine nachhaltige Zukunft schaffen, wenn sich alle beteiligten Akteure klar zu Transparenz und Integrität bekennen. Lassen Sie es uns gemeinsam angehen! Vielen Dank.

Partner im Interview Solomon Tettey-Akpeng im Interview mit der Allianz für Integrität zum Thema Aufbau von Compliance-Kapazitäten und -Trainings Solomon Tettey-Akpeng Ghana UN Global Compact Ghana Vorstandsmitglied, Ecobank Ghana und Compliance-Trainer der Allianz für Integrität 42 Sie waren in den letzten vier Jahren als Trainer für die Allianz für Integrität tätig und haben Trainingsprogramme zur Korruptionsprävention für Unternehmen geleitet. Wie würden Sie die Methodik beschreiben? Die angewandte Methodik ist sehr effektiv, ansprechend und partizipativ. Meine Erfahrungen können wie folgt zusammengefasst werden: • Die Methodik testet das Wissen der Teilnehmenden darüber, welche Facetten Korruption in der Theorie annehmen kann und führt den allgemeinen rechtlichen Rahmen ein, der zur Bekämpfung von Korruption geschaffen wurde. • Mit einigen einfachen und nachvollziehbaren Fallbeispielen erhalten die Teilnehmenden ein Verständnis darüber, was allgemein unter Korruption verstanden wird. • Praktische Werkzeuge helfen, effektive Compliance- Mechanismen innerhalb der Unternehmen einzurichten. • Es wird sichergestellt, dass die Teilnehmenden nach dem Training darauf vorbereitet sind, mit der richtigen Einstellung und Haltung Korruption an ihren Arbeits- plätzen zu bekämpfen. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Erfolgsfaktoren? KMU nehmen an unserem Trainingsprogramm teil, da sie häufig Opfer korrupter Praktiken seitens staatlicher und halbstaatlicher Institutionen sind. Auch große Unternehmen, die bereits über ein Compliance-System verfügen, sind aufgrund des Reputationsrisikos daran interessiert, dass ihre Zulieferer und Dienstleister Compliance praktizieren. Korruption ist ein Krebsgeschwür in der ghanaischen Gesell- schaft und die Menschen möchten lernen, wie sie dieses Übel bekämpfen können. Das Engagement der Trainer*innen für den Erfolg des Schulungsprogramms kann nicht genug betont werden. Darüber hinaus leistet die Allianz für Integrität hervor ragende Arbeit bei der Bewerbung des Programms. Somit kennen viele KMU das Trainingsprogramm und wissen, dass sie das Angebot kostenlos nutzen können, um ihre Compliance-Maßnahmen zu verbessern. Die aktuelle Pandemie hat zu einer Disruption der Arbeitsweise von Unternehmen geführt. Die Allianz für Integrität hat deshalb kürzlich ein virtuelles Compliance-Training in Ghana organisiert. Wie sollten digitale Tools für Trainingsprogramme eingesetzt werden? Manche Themen sind über das Internet ohne zusätzliche Hilfe nur schwer zu vermitteln. Ohne Präsenzunterricht mit Trainer*innen ist es für die Teilnehmenden oftmals nicht einfach, bestimmte Compliance-Themen virtuell zu verstehen und zu meistern. Es ist daher extrem wichtig, die Zusammenarbeit zwischen den Lernenden und ihren Kolleg*innen durch virtuelle Plattformen zu erleichtern, wo sie über das Training diskutieren und bewährte Praktiken austauschen können. Es ist zudem unerlässlich, textlastige Kurse zu vermeiden und stattdessen andere multimediale

43 Elemente wie Videos und Infograﬁken zu nutzen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor virtueller Trainings ist Visuali- sierung. Hochwertige Videos, Bilder und Animationen helfen, die Aufmerksamkeit der Lernenden zu wecken und ihre Motivation konstant hoch zu halten. Wie haben Sie persönlich von den Compliance-Trainings und dem Austausch mit anderen Trainer*innen proﬁtiert? Die Compliance-Trainings waren für mich persönlich von großem Nutzen. Die Teilnehmenden sprechen manchmal über ihre Erfahrungen mit korrupten Praktiken und Grauzonen, die wir dann anonymisiert in unser Trainingsmaterial einﬂießen lassen. Das Gespräch mit den Teilnehmenden und anderen Trainer*innen hilft auch, eigene Erfahrungen zu reﬂektieren und die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns zu verdeutlichen. Können Sie eine Anekdote erzählen? Ich erinnere mich an eine Situation als zu Beginn des Compliance-Trainings ein paar Teilnehmende der festen Überzeugung waren, dass die Bekämpfung von Korruption in unserer Gesellschaft ein Ding der Unmöglichkeit sei. Wir beschlossen, ihre Teilnahme am Programm zu beobachten. Sie beteiligten sich sehr lautstark an den Gruppendiskussionen, und am Ende des Kurses änderten sie ihre Denkweise grund- legend. Sie waren bereit, in ihre Institutionen zurückzukehren und umfassende Com pliance-Maßnahmen zu ergreifen. Es hat mich stolz gemacht, zu sehen, dass wir in kurzer Zeit einen solchen Wandel erzielen konnten, und ich bin zuversichtlich, dass wir in naher Zukunft noch viel mehr im Kampf gegen Korruption erreichen werden. Bis 2025 strebt die Allianz für Integrität die institutio- nelle Unabhängigkeit an. Wie sehen Sie unter diesem Gesichtspunkt die Zukunft der Compliance-Trainings? In Ghana sind nicht alle Institutionen in der Lage, sich ﬁnanziell in die Allianz für Integrität einzubringen. Unsere Erwartung ist daher, dass primär große Unternehmen die Initiative in ihrer jetzigen Form tragen werden und andere dazu bringen, Interesse und Unterstützung zu zeigen. Für Lieferketten der großen Unternehmen sollte für Vertragsabschlüsse die Teilnahme an Compliance-Trainings verpﬂichtend sein. Darüber hinaus wäre es hilfreich, eine gestaﬀelte Beitragszahlung durch die Mitglieder des Netzwerks einzuführen. Es wird notwendig sein, die Bemühungen zu intensivieren und den öﬀentlichen Sektor verstärkt einzubeziehen, um die Trainingsaktivitäten der Allianz für Integrität zu fördern. Es wird viel mit dem Finger auf diesen Sektor gezeigt. Wir haben die Möglichkeit, durch Lobbyarbeit und Ausweitung der Trainingsangebote mit gleichgesinnten zivilgesellschaftlichen Organisationen bei der Korruptions- bekämpfung zusammenzuarbeiten. Vielen Dank.

Publikationen Informationsmaterialien liegen in vielen Sprachen vor Adapting to the New Normal PUBLICACIÓN DE BUENAS PRÁCTICAS EN ANTICORRUPCIÓN EN COLOMBIA 44 Ein Leitfaden für Unternehmen zu Compliance in Pandemiezeiten Compliance Toolkit Interaktive Übersicht über praktische Instrumente und Publikationen, um ein effektives Compliance- Programm umzusetzen Ausgaben: Spanisch, Portugiesisch Buenas Prácticas en Anticorrupción en Colombia Bewährte Anti-Korruptions- praktiken in Kolumbien Compilación de buenas prácticas de anticorrupción reconocidas del sector privado colombiano (Zusammen- stellung von guten Anti- Korruptions praktiken aus dem Privatsektor in Kolumbien) Compliance Bulletin 04 CULTURE AND VALUES IN GLOBAL CORPORATIONS Rethinking global corporate compliance Prof. Dr. Bartosz Makowicz is a university professor at the Faculty of Law, European-University Viadrina in Frankfurt (O.), Germany. He is director of Viadrina Compliance Center which is an interdisciplinary research center and a compliance think-tank. www.compliance-academia.org Prof. Dr. Bartosz Makowicz Introduction In light of the numerous publications, conferences, associations and other compliance-related projects and undertakings, it may seem that everything there is to say about compliance has already been said. However, if this was the case, why would large compliance scandals repeatedly and increasingly become public knowledge, even in those same companies and organ- isations that are advocating for compliance? The consequences of this are certainly serious. The implic- ated business does not only cause substantial harm to itself and other stakeholders, but to the entire market. In addition, the national legislature is responding with increasingly stringent laws, whereby a spiral is set in motion: the worse the compliance scandals, the tighter the regulation becomes and therefore, the more confusing and challenging it becomes for companies to behave in a compliant manner. This is based on a simple structure that is deeply rooted in human values: whoever behaves wrongly, shall get punished; and how one must behave is dictated by the legislator. This conception can easily be transferred to the context of global corporations, who are confronted with varying compliance obligations that must be complied with if they are to avoid being forced to do so by sanctions. But is this very simple approach still the right one? Or should we think about new solutions to reach the goal of ensuring businesses stay compliant? Rules, values and compliance On the one hand, rules have to do with human values. Legal acts are based on a social consensus or compromise regarding commonly acknowledged standards and values (at least in democratic political orders). On the other hand, legislators may leave it open as to how requested behaviours should be achieved by the addressees, whilst threatening any wrongdoing with sanctions. The private sector has, for several years, been trying to fill this gap with its own internal self-regulation, with both positive and negative1 results. This is referred to under the general term of “compliance”. But does compliance really only mean to be compliant with legal regulations? Firstly, the misunderstandings surrounding the basic meanings of the conception of compliance should be clarified: Compliance means simply “rule adherence”, while only “Compliance Management System” (CMS) describes the structures and processes which seek to achieve regulatory compliance. Regarding content, however, and so we come to the core, compliance is often misunderstood. Many companies consider CMS as a mere formality, in the sense that the implementation of certain measures — which can then be evidenced by a 1 Take the VW case where the company had a model compliance management system, but nevertheless experienced a significant event of non-compliance. Compliance Bulletins Regelmäßige Infor ma tionen zu aktuellen Compliance- Themen Korruptionsprävention in der Lieferkette Wie Unternehmen Herausforderungen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Korruptions prävention begegnen können ADAPTING TO THE NEW NORMALCOMPLIANCE IN TIMES OF A PANDEMICA Pocket Guide for Businesses¡TÚ NO ESTÁS SOLO!COMIENCE AHORA SU PROGRAMA DE CUMPLIMIENTO E INTEGRIDAD.Aquí encontrará herramientas prácticas y publicaciones de Alliance for Integrity para apoyar a su empresa en el proceso de implementación de su programa. KORRUPTIONS-PRÄVENTION IN DER LIEFERKETTEWIE UNTERNEHMEN MIT HERAUSFORDERUNGEN UMGEHEN KÖNNENGlobal CompactNetzwerk Deutschland

DILEMAS ÉTICOS EN TIEMPOS DE CRISIS: Guía interactiva sobre ética e integridad empresarial en decisiones complejas durante la crisis de Covid-19 en América Latina Cumplimiento conductual en América Latina #AliadosporlaIntegridad M AT R IZ PR O G R AM AS DE É T I C A E M P R E S AR I AL- DE R E C H O C O M PAR ADO Elaborado por el Grupo de Trabajo Regional en América Latina de Alliance for Integrity F e c h a d e a c t u a l iz a c ió n : 1 2 / f e b r e r o / 2 0 2 0 Ethical Dilemmas in Times of Crisis Interaktiver Leitfaden zu Unternehmensethik und Integrität, der sich mit komplexen Entscheidungs- prozessen während der Covid-19-Krise in Lateinamerika beschäftigt Ausgaben: Spanisch, Portugiesisch Matriz Programas de Etica Empresarial – Derecho Comparado Información acerca de leyes y regulación sobre cumplimiento e integridad empresarial en paises Latinoamericanos (Überblick über Gesetze und Vorschriften zu Compliance und Geschäftsintegrität in latein- amerikanischen Ländern) Ausgaben: Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Deutschland, Ghana, Indien, Indonesien, Mexiko Korruptions- prävention ( Corruption Prevention) Zweite aktualisierte Ausgabe des Leit fadens für Unter nehmen (Second edition of the pocket guide for businesses) No eXcuses! Ein Kurzleitfaden für die Geschäftspraxis – So ent kräften Sie die 10 häuﬁgsten Entschuldi gungen für korruptes Verhalten Ausgaben: Argentinien, Brasilien, Deutschland, Ghana, Indien, Indonesien, Kolumbien und Mexiko 45 KORRUPTIONS-PRÄVENTIONEin Leitfaden für Unternehmen2. aktualisierte AusgabeCOUNTERING THE 10 MOST COMMON EXCUSES FOR CORRUPT BEHAVIOURA Pocket Guide for business practitioners

46 Team und Kontakte Lernen Sie unser globales Team kennen Deutschland Brasilien Büro c/o GIZ GmbH Friedrich-Ebert-Allee 32 + 36 53113 Bonn integrityinitiative@giz.de Susanne Friedrich Leiterin Büro Bonn susanne.friedrich@giz.de Carolina Echevarria Regionalmanagerin Lateinamerika Koordinatorin Trainings Büro Bonn carolina.echevarria@giz.de Viola Köndgen Regionalmanagerin Asien Büro Bonn viola.koendgen@giz.de Claudia Sanen Regionalmanagerin Afrika Büro Bonn claudia.sanen@giz.de Elena Rittger Koordinatorin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Büro Bonn elena.rittger@giz.de Zeynep Adem Globale Projektassistentin Büro Bonn zeynep.adem@giz.de Amanda Cerqueira da Rocha Netzwerkmanagerin Brasilien Koordinatorin Digitalisierung Büro São Paulo amanda.rocha@giz.de Ariadne Krehovski de Souza Netzwerkmanagerin Cono Sur Koordinatorin Nachhaltigkeit Büro São Paulo ariadne.souza@giz.de Fernando Orn Junior-Berater Cono Sur & Kommunikation Büro São Paulo fernando.orn@giz.de Gabriela Faria Junior-Beraterin Brasilien Büro São Paulo gabriela.faria@giz.de Ecuador Büro Whymper N28-39 y Francisco de Orellana Edificio Cervino Casilla 17-07-8721 Quito – Ecuador afin-ecuador@giz.de Juan Sebastián Segovia Focal Point Ecuador Büro Quito juan.segovia@giz.de

Mexiko Indien Büro Casa Gobernanza Av. Paseo de la Reforma 373, Piso 12 Cuauhtémoc, 06500, Mexico City aﬁn-mexico@giz.de Marco Pérez Netzwerkmanager Mexiko und Andenregion | Koordinator Gender Büro Mexiko-Stadt marco.perez@giz.de Angel Olague Focal Point Mexico Büro Mexiko-Stadt angel.olague@giz.de Kevin Oskar Pöll Garduño Junior-Berater Andenregion und Mexiko Büro Mexiko-Stadt kevin.pollgarduno@giz.de Ghana Büro Blue Building II 10 Agbaamo Street Airport Residential Area P. O. Box KA 9698 Accra aﬁn-ghana@giz.de Gideon Mankralo Netzwerkmanager Ghana und Nigeria Büro Accra gideon.mankralo@giz.de Christiana Gada Projektassistentin Ghana und Nigeria Büro Accra christiana.gada@giz.de Büro B-5/1, Safdarjung Enclave New-Delhi – 110 029 aﬁn-india@giz.de Seema Choudhary Netzwerkmanagerin Indien Büro Neu-Delhi seema.choudhary@giz.de Savita Singh Projektassistentin Indien Büro Neu-Delhi savita.singh@giz.de Indonesien Büro Menara BCA, Level 46 Jl. MH Thamrin No. 1 Jakarta 10310 aﬁn-indonesia@giz.de Faiza Hasan Focal Point Indonesia Büro Jakarta faiza.hasan@giz.de Social Media Facebook: Aﬁn.Giz LinkedIn: Alliance for Integrity Twitter: aﬁn_giz YouTube: Alliance for Integrity 47

Impressum Herausgeber: Allianz für Integrität Friedrich-Ebert-Allee 32 + 36 53113 Bonn Deutschland E integrityinitiative@giz.de I www.allianceforintegrity.org Redaktion: Elena Rittger, Bonn Konzept, Lektorat und Design: EYES-OPEN, Berlin Sabine Dittrich, Arianna Schneider-Stocking, Martin Jagodzinski Illustration S. 8/9: Bord&Stift (Floris van Elteren) Fotonachweis/Quellen: S. 5, 7, 23, 26, 28, 31, 32, 35, 37, 39, 40, 43, 46/47: Alliance für Integrität; S. 13: Photographee.eu/Shutterstock.com; S. 15: Jair Ferreira Belafacce/Shutterstock.com; S. 16: Thomas Imo/photothek.net; S. 21: toinkdunk/Shutterstock.com © 2021 Alle Rechte vorbehalten. 1. Auflage / Mai 2021 Haftungsausschluss Dieses Werk einschließlich aller seiner Inhalte wurde mit größter Sorgfalt erstellt. Die Herausgeber*innen und Autor*innen übernehmen jedoch keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte dieser Publikation. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge geben jeweils die persönliche Auffassung der Autor*innen wieder. Für die Inhalte von Internetseiten, auf die in diesem Journal verwiesen wird, sind ausschließlich die Betreiber*innen der jeweiligen Internetseiten verantwortlich. Die Reproduktion für nicht kommerzielle Nutzung ist mit Quellenangabe ausdrücklich erwünscht.